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Sep 13

Great Central Road

Am Rand der Superpit, der grossen Goldmine, sah ich eine 500cc Royal Enfield mit Stollenreifen und einem spanischen Kennzeichen. Belustigt durch die wieder in Erinnerung gerufenen Erfahrungen mit diesen Geschossen und deren Fahrern in Indien, machte ich mich auf die Suche nach dem Fahrer. So lernten wir Walter aus Argentinien kennen. Er ist mit seinem Höllengefährt auf Weltreise! Er möchte, wie wir auch, nächstens über die Great Central Road zum Uluru und nach Alice Springs fahren. Da er bereits am nächsten Tag nach Laverton, dem Startort der Great Central Road, fahren wollte, würde er einen Tag Vorsprung haben. Wir wollten noch einen Tag länger in Kalgoorlie bleiben, um einige der Museen über den Goldabbau an zu schauen. Wir waren uns alle einig, dass wir ihn bald wieder einholen würden.

Das Gebiet um Kalgoorlie wird „Goldfields“ genannt. Die Superpit ist das offensichtlichste Anzeichen dafür, dass der Boden voller Gold ist. Dass es vor über 100 Jahren hier einen Goldrausch gab und wie die Leute damals gelebt und das Gold abgebaut haben, haben wir in den Museen gelernt. Später am Abend, auf dem Campingplatz, haben wir gelernt, dass es aber auch noch moderne Goldsucher gibt! Wir lernten eine Familie kennen, die ihr Einkommen damit verdient, dass sie mit zwei 4×4 für ein paar Wochen in den Busch fahren und dort nach Gold suchen. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern, sind sie mit modernster Technik wie Metalldetektor und GPS- Geräten ausgestattet. Scheinbar lässt es sich so auch heute noch leben.

Schliesslich machen wir uns auf den Weg nach Laverton. Da die modernen Goldsucher uns erklärt haben, worauf wir achten müssen, wollte ich mir unbedingt einige der alten Goldminen anschauen. Tatsächlich waren direkt von der Strasse aus immer wieder kleinere Erdhügel sichtbar. Sobald wir einen etwas grösseren entdeckten, fuhren wir ab von der Strasse, durch den Busch, dort hin. Zuerst wurden wir enttäuscht, die Schächte waren bereits eingefallen. Dann jedoch entdeckten wir gleich drei, bei denen der Schacht noch frei war und metertief in den Abgrund führte. Rundherum lagen immer noch die verrostenden Konservendosen herum, aus denen die hart arbeitenden Männer sich damals ernährten!

Weitere Relikte aus alter Zeit sind die diversen Geisterstädte auf der Strecke. Es gibt viele Gebäude und Fahrzeuge in unterschiedlichen Zerfallsstadien zu sehen. In der Nähe des ehemaligen Niagara düsten wir ein bisschen auf den diversen Wegen herum. Ich sah frische Reifenspuren im Schlamm und wollte wissen, wo diese Strasse hin führt. Inmitten im Busch tauchte schliesslich ein Platz auf, auf dem diverser verrostender Gerümpel und Fahrzeuge herum standen. Die Fahrzeuge sahen neueren Datums aus, evtl. 30, 40 Jahre alt. Zudem gab es ein eingezäuntes Areal mit diversen Gebäuden. Die Reifenspuren führten dort hinein. Sobald ich das Tor zum Areal erreichte, kamen Hunde heran zu springen und bald darauf erschien ein kauziger Mann. Wir wechselten ein paar Worte und er erklärte mir, dass sich innerhalb des Areals eine Goldmine befände, die er zusammen mit seiner Frau bis vor wenigen Jahren bewirtschaftet hätte. Während der Zeit unseres Gesprächs blieb das Tor geschlossen. Wir sprachen durch die Gitter. Ich bat ihn darum, die Mine sehen zu dürfen. Er erzählte etwas von Haftung, usw. und wollte mich nicht herein lassen. Wir sprachen noch einige Minuten durch die Gitter weiter, dann machte ich mich auf den Rückweg.

Nach diesem Erlebnis ging es unspektakulär weiter nach Laverton, wo wir übernachteten. Am nächsten Morgen wollten wir die Great Central Road in Angriff nehmen. 1100Km Schotterspiste mitten durch den Busch lagen vor uns. Leider sollte es für den Moment anders kommen. Beim Losfahren von dem Zeltplatz fing mein Töff an, im Leerlauf ziemlich laut zu klappern. Das Geräusch war vorher noch nie da und ging auch nicht mehr weg. Da ich in Perth das Ventilspiel eingestellt hatte, befürchtete ich, dass ich dabei einen Fehler gemacht habe. Ich wollte nicht riskieren, damit mitten im Busch stecken zu bleiben. Den Zylinderkopf in Laverton zu öffnen, wollte ich aber auch nicht riskieren, da diese Ortschaft ja auch schon ziemlich abgelegen ist und es wohl ewig gedauert hätte, Teile dort hin zu schicken. Die nächste halbwegs grössere Ortschaft war Kalgoorlie, wo wir her kamen. Wir entschlossen uns wieder dahin zurück zu fahren, auch da wir wussten, dass es dort einen Töffmechaniker gibt, der einen fähigen Eindruck machte. Ohne Umwege, war dies ein 360km Ritt auf Strassen ohne Kurven durchs Nirgendwo. In Kalgoorlie beim Mechaniker angekommen, war das Geräusch natürlich weg. War ja klar.. Wir rätselten ein bisschen herum und spannten die Feder des Steuerkettenspanners ein bisschen stärker vor. Aber das auch nur, damit wir wenigstens etwas gemacht haben. Uns blieb also nichts anderes übrig, als bis am nächsten Morgen zu warten, um ähnliche Bedingungen zu haben wie bei dem ersten Auftreten des Geräuschs. Kurioserweise trat das Geräusch auch dann nicht mehr auf. Ich konnte so einfach nicht die ganze Arbeit für das Öffnen des Zylinderkopfs rechtfertigen. Entsprechend konnten wir nur etwas tun: wieder 360km zurück nach Laverton fahren und am nächsten Tag, nach zwei verlorenen Tagen, endlich starten.

Zum Glück blieb das Geräusch auch am nächsten Morgen weg und mein Vertrauen in mein Gefährt stieg langsam wieder. Da die Piste anfangs in einem super Zustand war, konnten wir es richtig fliegen lassen. Weite Strecken waren wir mit ca. 100km/h unterwegs. Da wir am ersten Tag in der Nähe einer Aboriginel- Gemeinde übernachteten, hatten wir sogar Datennetz- Empfang und konnten mit Walter, der zufälligerweise auch gerade Empfang hatte, kommunizieren. Wir hatten durch das ominöse Geräusch zwei Tage verloren, Walter hatte jedoch noch mehr Pech. Durch einen Sturz an einer sandigen Stelle, musste er bei einem Roadhaus einen Tag lang sein Motorrad reparieren. Dadurch trafen wir ihn am Ende des zweiten Tages bei einem rudimentären gratis Zeltplatz wieder. Kurz zuvor änderte sich der Strassenzustand rapide. Einige km vor unserem Lagerplatz haben wir die Staatsgrenze von „Western Australia“ und „Northern Theritory“ überquert. Aus irgend einem Grund gibt es für viele Dinge, wie zum Beispiel diese Strasse, keine gesamt- australischen Zuständigkeiten. Ähnlich dem „Kantöndligeist“ in der Schweiz, nur schlimmer. Konkret bedeutete dies, dass wir am dritten Tag die letzten 200 unbefestigten Kilometer permanent auf mehr oder weniger losem und mehr oder weniger tiefem Sand fuhren. Walter fuhrt morgens ca. zwei Stunden vor uns los,wir holten ihn nach ca. zwei Stunden ein. Er hatte hart zu kämpfen mit dem Sand. Silvia und ich hatten ja schon Erfahrung damit und hielten die Geschwindigkeit hoch und die Motorräder damit stabil. Auch ist die Royal Enfield nicht wirklich geeignet für solche Dinge. Ähnlich wie sie nicht geeignet ist zum Fahren in Nordindien, oder zum Fahren generell :-). Gegen Mittag erreichten Silvia und ich Kata Tuja und nachdem wir ein ausgiebiges Mittagessen genossen hatten, trudelte auch Walter ein. Gemeinsam schauten wir uns die „Olgas“ an.

Bald kam auch der Uluru ins Blickfeld. Wir stockten unsere Vorräte in Jilara auf und machten uns auf, unser Nachtlager auf zu schlagen. Wild campen um den Uluru ist nicht erlaubt und die Zeltplätze in Yilara sind überteuert und man kann nicht einmal den Uluru sehen von dort. Es gibt jedoch einen gratis Zeltplatz, der sich über mehrere Sanddünen erstreckt, von dem aus man einen perfekten Blick auf den Uluru hat. Dort wollten wir hin. Mangels Erfahrung mit den Dünen gruben wir alle drei uns in kurzer Zeit fest. Dass wir nach dem anstrengenden Tag zu faul waren, den Luftdruck der Reifen zu senken half auch nicht gerade. So gab es einige Schiebeeinlagen, zur Belustigung der anwesenden 4×4 Fahrer. Der Preis des Schweisses war schlussendlich ein Platz mit direkter Sicht zum Uluru und zu den Olgas. Nette Leute schenkten uns kühles Bier. So konnten wir schliesslich den Sonnenuntergang im Herzen des roten Kontinents standesgemäss geniessen!

(Mehr vom Uluru folgt)

 

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