Von Leh aus führt eine berühmt / berüchtigte Strasse gen Süden: der Manail – Leh Highway. Jeder indische Biker, der etwas von sich hält, muss diese Strecke einmal gefahren sein. Auch viele Ausländer sind hier mit gemieteten Enfields unterwegs. Knapp 500km Länge, weite Teile davon über 4000m hoch und drei Pässe um die 5000m sprechen für sich.
Beginnen tut der Highway mit dem 5317m hohen Taglang La Pass, ganz zivilisiert, mit gutem Asphalt. Langeweile kommt trotzdem keine auf, den die Aussichten sind spektakulär! Nachher wird es dann zunehmend holpriger. Am späteren Morgen begann mein Körper dann, mir zu zeigen, dass etwas mit dem Frühstück im Guesthouse wohl nicht in Ordnung gewesen war. Diese Probleme, verbunden mit der Höhe schwächten mich zunehmend, sodass ich notgedrungen früher als geplant an einem Ort namens Sarchu einen Platz für die Nacht suchte. Eine (weitere) Gruppe indischer Motorradfahrer half mir dabei. Sie waren auf einer organisierten Tour und hatten in Sarchu eine Unterkunft mit fix aufgebauten Zelten gebucht. Dort konnte ich eines der Zelte beziehen.
Die Nacht war bitterkalt, was auch nicht gerade förderlich für meinen Zustand war. Mein Ziel für den nächsten Tag war es deshalb, die 150 km bis Keylong zu überstehen und dort ein Hotel zu suchen, um mich zu erholen. Es ging mir so mies, dass ich kaum schneller als die Inder mit ihren Enfields vorwärts kam. Immerhin kam ich dann am frühen Nachmittag in Keylong an und checkte im ersten vernünftig aussehenden Hotel ein. Dort blieb ich auch am nächsten Tag, bis es mir wieder besser ging. Ursprünglich wollte ich durch das „Spiti“ Tal fahren, aber da ich mich immer noch nicht 100% fit fühlte und da das „Spiti“ Tal wohl fahrerisch auch sehr anspruchsvoll ist, beschloss ich über den „Rohtang“ Pass nach Manali zu fahren. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, aber manchmal siegt auch bei diesem Unterfangen tatsächlich die Vernunft :-). Immerhin kann ich nun sagen, dass ich den ganzen „Manali – Leh highway“ befahren habe, was auch nicht schlecht ist. Der Rohtang Pass hat es nämlich stellenweise auch ganz schön in sich!
Viele Leute, die von Leh kommen, bleiben einige Tage in Manali, aber auf mich wirkte die Stadt nicht sehr einladend und so beschloss ich, weiter Richtung Delhi zu fahren. Die Strecke Manali – Delhi ist nicht an einem Tag machbar wenn man nicht in der Nacht fahren will. Als sinnvolles Zwischenziel wurde mir Chandigarh angegeben. Von Keylong aus etwas über 400km. Das schien mir machbar, da ab Manali die Strasse durchgehend asphaltiert ist. Wenn man früh am morgen von Manali starten würde, wäre dem auch so. Ich war jedoch erst um ca. 11:30 in Manali, der Rohtang Pass inkl. Anfahrt kostete mich ca. 2,5 Stunden. Ab Manali ist das Gebiet wieder dichter besiedelt. Die Strasse folgt kurvenreich einem Tal und es reihen sich Ortschaft an Ortschaft. Die Ortschaften bieten alle dasselbe Bild: dreckige Strassen, heruntergekommene Wohnhäuser und Geschäfte und alles was Räder oder Beine hat wuselt auf der Strasse herum (ausser die Kühe, die können auch seelenruhig mitten auf der Strasse liegen). Nach Mandi ändert sich das Bild ein wenig, aber auch nicht zum Besseren. Die Strasse führt durch hügeliges Gebiet, das weniger dicht besiedelt ist. Irgendwo an der Strecke hat es scheinbar eine grosse Zementfabrik und der Warentransport geschieht ausschliesslich per LKW. Von der Idiotie der Situation fasziniert, schaute ich manchmal auf den Tacho, wenn ich auf eine Gelegenheit zum Überholen eines solchen LKWs wartete. Einer erreichte 40 km/h, die meisten dümpelten jedoch mit 20 – 30 km/h herum. Natürlich war ich wieder der Einzige, bei dem „Warten auf eine Gelegenheit“ Bestandteil des Überholvorganges ist. So musste ich immer wieder Blind überholenden LKWs und Autos auf meiner Fahrbahn Platz machen. Immerhin gab es hier genügend Platz neben der Strasse und nicht einen Abgrund, wie auf jener Strasse durch Kashmir. Irgendwann wurde mir klar, dass ich es nicht mehr bei Helligkeit nach Chandigarh schaffen würde. Ich stellte mich auf eine gute Stunde Fahren bei Dunkelheit ein. Als es dann aber ca. 45min vor Sonnenuntergang zu Regnen begann, änderte ich meinen Plan. Schnell war die Strasse überflutet, die Kamikaze – Überholmanöver gingen munter weiter und ich entschied, dass das alles bei Dunkelheit zu gefährlich ist. Bald tauchte ein Hotel am Strassenrand auf und meine Tagesetappe endete dort. Am nächsten Tag fuhr ich früh los, buchte beim ersten Lokal am Strassenrand, das mit „WiFi“ warb, ein Hotel in Delhi und erreichte dieses dann am Nachmittag.
1 Kommentar
Joli
1. Oktober 2016 um 17:56 (UTC 0) Link zu diesem Kommentar
Liebe Thomi
Sehr spannend, was du alles erläbsch :-)! Danke für dini Biiträg und die super Fotene. Mir stuuned immer wieder ab dere gewaltige Landschaft wo du gsehsch und drüber, wie schlächti Zueständ Strasse chönd haa ;-)…!
Wiiterhin e gueti Fahrt, gueti Besserig falls de übel Zmorge immer na würkt und pass uf dich uf!
Liebi Grüess
vom Schwöschterhärz, em Fritz und de drüü Luusmeitli