In Kathmandu machte sich dann erstmals Ernüchterung breit. Wegen religiösen Feiertagen war alles ausserhalb der üblichen touristischen Einrichtungen zu. Bei dem Indien Visum als „Langläufer“ musste ich drei Tage warten, bis ich es endlich beantragen konnte, bei dem Myanmar Visum fünf Tage. Auf die Beantragung eines Thai Visums verzichtete ich dann aus Zeitgründen.
Bei der Botschaft von Myanmar traf ich dann zufälligerweise auf Natalie und Philippe aus der Bretagne. Sie haben sich für dieselbe Gruppe wie ich angemeldet, für die Tour durch Myanmar. Sie erklärten mir, dass sie zwar jetzt das Visum beantragen wollen, aber dann in einer späteren Gruppe durch Myanmar reisen werden, da das Motorrad von Philippe technische Probleme hat. Schade, aber nachvollziehbar. Ich hoffte nun, dass die zwei weiteren Teilnehmer nicht auch noch abspringen und sich auch diese Gruppe in Luft auflöst..
Eine geschlagene Woche nach meiner Ankunft in Kathmandu, waren dann alle Geschäfte wieder offen. Auch der offizielle KTM Händler und eine freie Motorradwerkstatt, die bei horizonsunlimited.com sehr gerühmt wird. Da ich nichts besseres zu tun hatte, half ich Philippe mit dem technischen Problem seiner KTM. Der KTM Mechaniker kannte sein Modell nicht, da es in Nepal nicht verkauft wird. Gemeinsam waren wir jedoch stark und hatten das Problem im kurzer Zeit diagnostiziert. Es stellte sich heraus, dass nur ein paar Späne von einem vorhergehenden Motorschaden (KTM halt..) für das Problem verantwortlich waren. Nun hatte Philippe aber bereits fundamental seine Pläne umgestellt.. Schade, hätten wir früher Zugriff auf die Werkstatt gehabt, könnten seine Frau und er nun mit mir durch Myanmar fahren. Nachher fuhren wir zusammen zu der freien Werkstatt, wo ich einige Arbeiten an meinem Motorrad erledigen lassen wollte. Es sollten die falschen und schlecht eingebauten Radlager (von Indien) gewechselt werden, der vordere Reifen gewechselt und die vordere Felge gerichtet werden (ja, die vordere Felge der F800 ist tatsächlich zu weich..).
Philippe und ich waren beide beeindruckt von der Seriosität der zwei Mechaniker ( zwei Brüder) und so liess ich mit einem guten Gefühl mein Motorrad in der Werkstatt zurück.
Den Rest der Zeit verbrachte ich mit der Pflege und Optimierung meiner Ausrüstung, Sightseeing und ausgiebiger Förderung der lokalen Gastronomie mit Natalie und Philippe :-).
Einen Tag, nachdem ich abends endlich meinem Pass mit dem neuen Indien Visum abholen konnte, verliess ich Kathmandu. Es sollte so weit wie möglich in Nepal ostwärts gehen und dann nach Westbengalen in Indien. Die erste Stunde Fahrt war nicht lustig: Verkehrschaos, Staub, Lärm, Dreck… Kathmandu steht hier einer gemeinen indischen Stadt in nichts nach. Nachher habe ich eine nette Nebenstrasse gefunden, die mich durch das Gebirge südwärts brachte. Schlagartig gab es fast keinen Verkehr mehr und es ging einspurig, durch den Wald und kleine Ortschaften, hoch und runter. Irgendwann erreichte ich die Ost- West- Hauptverkehrsachse im flachen Gebiet, aber auch hier gab es wenig Verkehr und ich gondelte gemütlich durch die schöne Landschaft. Für die Nacht habe ich eine Einladung von einem Typen angenommen, den ich im Folgenden, aus Anonymisierungsgründen, Geni nenne. Geni hat meine Kontaktdaten von dem Reiseveranstalter für Myanmar erhalten. Ich wusste nichts über Geni, ich hatte nur ein Mail meines Reiseveranstalters als Referenz. Geni ist ein 15 jähriger Junge, der versucht, alle bei ihm vorbei fahrenden ausländischen Motorradfahrer in das Haus seines Vaters ein zu laden. Bei vielen ist er wohl erfolgreich. Ich konnte nicht herausfinden, wieso er das tut. Er scheint gerne selbst Motorrad fahren zu wollen, aber sein Weg führt ihn statt auf ein Motorrad, hauptsächlich durch die Weiten der sozialen Medien. Trotz der Gastfreundschaft seiner Eltern, ein sehr schräger Abend.
So früh wie möglich, zog ich am nächsten Morgen los und fuhr zu der Grenze. Zwischen nepalesischer und indischer Grenze fliesst der Mechi. Darüber führt eine lange Brücke. Darauf fahren zillionen Fahrradrickschas und bringen die Fussgänger hin und her. Die nepalesische Seite konnte ich zügig bewältigen. Dann wuselte ich durch die Menge der Rickschas. Viele Davon leer. Wieder einmal Fragezeichen.. Auf der indischen Seite versuchte ich erst gar nicht, die Zollgebäude selbst zu finden, ich fragte mich einfach durch. Das klappte gut und da es nebst den Rickschas nicht viel Verkehr hatte, war auch diese Hürde schnell erledigt. Nachher ging es wieder in hügeligeres Gebiet, Richtung Darjeeling, wo ich am späten Nachmittag in meinem Hotel ankam.
Toptip am Schluss:
Auch wenn es verlockend ausschaut und von den Autofahrern vorgemacht wird: Nicht mit dem Motorrad zwischen die Schienen des Toytrains fahren.. fiese Falle.. Die 60cm Spurbreite lassen nur einen sehr spitzen Winkel zu um mit dem Vorderrad wieder über die Schiene zu fahren um raus zu kommen.