Nov 04

Kathmandu – Darjeeling (8.10.. 21.10)

In Kathmandu machte sich dann erstmals Ernüchterung breit. Wegen religiösen Feiertagen war alles ausserhalb der üblichen touristischen Einrichtungen zu. Bei dem Indien Visum als „Langläufer“ musste ich drei Tage warten, bis ich es endlich beantragen konnte, bei dem Myanmar Visum fünf Tage. Auf die Beantragung eines Thai Visums verzichtete ich dann aus Zeitgründen.

Bei der Botschaft von Myanmar traf ich dann zufälligerweise auf Natalie und Philippe aus der Bretagne. Sie haben sich für dieselbe Gruppe wie ich angemeldet, für die Tour durch Myanmar. Sie erklärten mir, dass sie zwar jetzt das Visum beantragen wollen, aber dann in einer späteren Gruppe durch Myanmar reisen werden, da das Motorrad von Philippe technische Probleme hat. Schade, aber nachvollziehbar. Ich hoffte nun, dass die zwei weiteren Teilnehmer nicht auch noch abspringen und sich auch diese Gruppe in Luft auflöst..

Eine geschlagene Woche nach meiner Ankunft in Kathmandu, waren dann alle Geschäfte wieder offen. Auch der offizielle KTM Händler und eine freie Motorradwerkstatt, die bei horizonsunlimited.com sehr gerühmt wird. Da ich nichts besseres zu tun hatte, half ich Philippe mit dem technischen Problem seiner KTM. Der KTM Mechaniker kannte sein Modell nicht, da es in Nepal nicht verkauft wird. Gemeinsam waren wir jedoch stark und hatten das Problem im kurzer Zeit diagnostiziert. Es stellte sich heraus, dass nur ein paar Späne von einem vorhergehenden Motorschaden (KTM halt..) für das Problem verantwortlich waren. Nun hatte Philippe aber bereits fundamental seine Pläne umgestellt.. Schade, hätten wir früher Zugriff auf die Werkstatt gehabt, könnten seine Frau und er nun mit mir durch Myanmar fahren. Nachher fuhren wir zusammen zu der freien Werkstatt, wo ich einige Arbeiten an meinem Motorrad erledigen lassen wollte. Es sollten die falschen und schlecht eingebauten Radlager (von Indien) gewechselt werden, der vordere Reifen gewechselt und die vordere Felge gerichtet werden (ja, die vordere Felge der F800 ist tatsächlich zu weich..).

Philippe und ich waren beide beeindruckt von der Seriosität der zwei Mechaniker ( zwei Brüder) und so liess ich mit einem guten Gefühl mein Motorrad in der Werkstatt zurück.

Den Rest der Zeit verbrachte ich mit der Pflege und Optimierung meiner Ausrüstung, Sightseeing und ausgiebiger Förderung der lokalen Gastronomie mit Natalie und Philippe :-).

Einen Tag, nachdem ich abends endlich meinem Pass mit dem neuen Indien Visum abholen konnte, verliess ich Kathmandu. Es sollte so weit wie möglich in Nepal ostwärts gehen und dann nach Westbengalen in Indien. Die erste Stunde Fahrt war nicht lustig: Verkehrschaos, Staub, Lärm, Dreck… Kathmandu steht hier einer gemeinen indischen Stadt in nichts nach. Nachher habe ich eine nette Nebenstrasse gefunden, die mich durch das Gebirge südwärts brachte. Schlagartig gab es fast keinen Verkehr mehr und es ging einspurig, durch den Wald und kleine Ortschaften, hoch und runter. Irgendwann erreichte ich die Ost- West- Hauptverkehrsachse im flachen Gebiet, aber auch hier gab es wenig Verkehr und ich gondelte gemütlich durch die schöne Landschaft. Für die Nacht habe ich eine Einladung von einem Typen angenommen, den ich im Folgenden, aus Anonymisierungsgründen, Geni nenne. Geni hat meine Kontaktdaten von dem Reiseveranstalter für Myanmar erhalten. Ich wusste nichts über Geni, ich hatte nur ein Mail meines Reiseveranstalters als Referenz. Geni ist ein 15 jähriger Junge, der versucht, alle bei ihm vorbei fahrenden ausländischen Motorradfahrer in das Haus seines Vaters ein zu laden. Bei vielen ist er wohl erfolgreich. Ich konnte nicht herausfinden, wieso er das tut. Er scheint gerne selbst Motorrad fahren zu wollen, aber sein Weg führt ihn statt auf ein Motorrad, hauptsächlich durch die Weiten der sozialen Medien. Trotz der Gastfreundschaft seiner Eltern, ein sehr schräger Abend.

So früh wie möglich, zog ich am nächsten Morgen los und fuhr zu der Grenze. Zwischen nepalesischer und indischer Grenze fliesst der Mechi. Darüber führt eine lange Brücke. Darauf fahren zillionen Fahrradrickschas und bringen die Fussgänger hin und her. Die nepalesische Seite konnte ich zügig bewältigen. Dann wuselte ich durch die Menge der Rickschas. Viele Davon leer. Wieder einmal Fragezeichen.. Auf der indischen Seite versuchte ich erst gar nicht, die Zollgebäude selbst zu finden, ich fragte mich einfach durch. Das klappte gut und da es nebst den Rickschas nicht viel Verkehr hatte, war auch diese Hürde schnell erledigt. Nachher ging es wieder in hügeligeres Gebiet, Richtung Darjeeling, wo ich am späten Nachmittag in meinem Hotel ankam.

Toptip am Schluss:

Auch wenn es verlockend ausschaut und von den Autofahrern vorgemacht wird: Nicht mit dem Motorrad zwischen die Schienen des Toytrains fahren.. fiese Falle.. Die 60cm Spurbreite lassen nur einen sehr spitzen Winkel zu um mit dem Vorderrad wieder über die Schiene zu fahren um raus zu kommen.

 

Okt 23

Goa – Kathmandu (4.10.. 8.10)

Die vier Tage in Goa vergingen viel zu schnell. Ich kam gar nicht dazu, richtig die Gegend zu erkunden. Gerne wäre ich noch länger geblieben. Mehr Zeit konnte ich mir aber nicht nehmen, da der Termin für die Einreise in Myanmar fix ist und ich noch Visa für Myanmar und (ein neues) für Indien in Kathmandu besorgen muss. Das neue Indien Visum ist nötig, da sich der ursprüngliche Einreisezeitpunkt in Myanmar nach hinten verschoben hatte und mein bestehendes Visum vorher abläuft. Von der ursprünglich aus vier Personen bestehenden Gruppe, die sich den obligatorischen Guide teilen wollte, war nur noch ich übrig geblieben. Somit machte das keinen Sinn und ich wechselte in eine spätere Gruppe.
Die Tage in Goa verbrachte ich jeweils am Morgen mit organisatorischen Dingen, den Rest des Tages mit Faulenzen am Strand. Ich kaufte unter anderem ein neues Samsung Telefon, da mein altes langsam den Geist aufgab. Auch die Reifensuche beschäftigte mich weiterhin. Schlussendlich machte ich einen Vorderreifen in Bangalore aus und der Verkäufer willigte ein, diesen nach Mumbai zu schicken. Ich würde also auf dem Rückweg in Mumbai den Reifen mitnehmen können.
Was in der Theorie verlockend erschien, stellte sich dann aber als grosses Debakel heraus. Ich kam nach einer Tagesetappe in Mumbai an und der Verkäufer des Reifens versicherte mir, dass der Reifen am nächsten Morgen mit einem Überlandbus ankommen würde. Mein Plan war es also, den Reifen in Empfang zu nehmen, auf das Motorrad zu schnallen und weiter zu fahren. Bei der nächsten günstigen Gelegenheit würde ich ihn dann Montieren oder Montieren lassen. Leider kam der Reifen an diesem Morgen nicht. Dem Verkäufer fiel dann ein, dass der Bus nicht morgens um 7:30, sondern abends um 7:30 ankommt. Das befremdete mich ein bisschen. Im Laufe des Tages erhielt ich einen Anruf von einer Person, die in dem Bus zu sein schien. Der Typ sprach ein Englisch, das wohl nur Inder verstehen können. Ich vernahm Worte wie „mechanical problem“, „delay“, „11 o’clock“. Den Rest konnte ich mir ja zusammenreimen. Gegen Abend rief ich den Typen nochmals an, um sicher zu sein, dass er um 11:00 ankommen würde. Ich konnte es nicht herausfinden, die Sprachbarriere war zu hoch. Also bat ich den Rezeptionisten in meinem Hotel, das zu tun. Ihm wurde ein Rückruf versprochen, der niemals stattfand. Der Bus- Typ war dann nicht mehr erreichbar. Auch der Verkäufer des Pneus war nicht mehr erreichbar. Da Silvia schon eine Banküberweisung initiiert hatte, rechnete ich mit dem Schlimmsten. Als ich auch am nächsten Morgen nichts von den Typen hörte, beschloss ich, das Ganze definitiv als Betrug ab zu tun und weiter zu fahren. Ich bat Silvia, zu versuchen, die Überweisung zu stoppen.
Nach diesem frustrierenden Erlebnis war immerhin die Fahrt an diesem Tag easy. Sie führte mich auf guten Strassen mit wenig Verkehr ins 580km entfernte Indore. Gegen Mittag empfing ich eine SMS mit einem Kauderwelsch, dass man so interpretieren könnte, dass der Reifen nun in Mumbai sei. Umkehren war dann für mich aber keine Option mehr. Ich musste Strecke machen und beschloss, mir einen Reifen nach Kathmandu schicken zu lassen.
Auch die folgenden Tage bestanden genau daraus: Strecke machen. Es stellte sich heraus, dass die gewählte Route Richtung Nepal ab Indore durch ärmere Landesteile führte. Übernachtet habe ich in grösseren Städten, wo es anständige Hotels gab. Dazwischen gab es Schlagloch übersäte „Highways“, unglaublich dreckige Ortschaften und Kühe auf der Strasse. Unterwegs hielt ich nur an um Snacks und Wasser zu kaufen. Sobald ich das tat, wurde ich von Leuten umringt. Konsumiert habe ich die Snacks dann an Orten, wo man mich nicht so gut entdecken konnte.
Am morgen der zweitletzten Tagesetappe vor Kathmandu, entdeckte ich beim Schmieren der Kette, dass die hinteren Radlager den Geist aufgegeben hatten. Das Rad hatte bereits gut spürbares Spiel. Nach kurzer Recherche im Internet, fand ich heraus, dass es im 300km entfernten Lucknow einen SKF Lagerladen geben sollte. Ich beschloss, dass Risiko auf mich zu nehmen und mit den defekten Radlager dorthin zu fahren. Zum Glück war die Strasse dort hin anständig. Ich fuhr mit gemässigter Geschwindikgeit, allen Unebenheiten ausweichend, um die Lager möglichst zu schonen. Ich hatte die genaue Typenbezeichnung der Lager notiert (Standard Industrielager). Der Verkäufer im SKF- Laden brachte mir von der Bezeichnung abweichende Lager (2Z statt 2RS). Seiner Aussage nach seien die zwei Typen identisch. Irgendwie vertraute ich dem Typen und packte die Lager ein, ohne die Verpackung zu öffnen und sie mir an zu schauen. Mit den Lagern im Gepäck machte ich mich auf die Suche nach einer Motorradwerkstatt. Nach kurzer Sucherei fand ich eine, für die das kein Problem war, wie immer..
Die Mechaniker machten sich sofort daran, auf der Strasse, im Dreck, das Rad und die Lager zu demontieren. Es war brutal heiß, der Schweiss lief mir in Strömen über das Gesicht. Mehrere Leute arbeiteten gleichzeitig an meinem Motorrad. Werkzeug, Achsteile, usw. wurden achtlos in den Dreck geworfen. Die Leute arbeiteten hektisch und ohne jegliche Bedacht, ständig musste ich sie davon abhalten, etwas zu vermurksen. Der Hammer war das wichtigste Werkzeug. Erinnerungen an D***ing wurden wach (Insider). Nur, dass es hier um mein Fahrzeug ging.. Beim Auspacken der neu gekauften Lager sah ich dann, das diese die falsche Abdichtung hatten. Die Mechaniker waren jedoch nicht zu stoppen und als ich sah, wie die Lager mit Schlägen auf den Innenring in die Nabe rein gemurkst wurden, war mir klar, dass ich diese Arbeit an einem anderen Ort eh nochmals machen musste. Somit spielte es auch keine Rolle, wenn nicht die korrekten Lager eingebaut wurden. Die ganze Szenerie wurde umringt von Indern. An das nie endende „How much, how much?“, „selfie, selfie“ „(ehrfurchtsvoll) Bi Em Dabeliu“ hat man sich ja fast schon gewöhnt. Durch das schnelle Arbeiten war der ganze Spuk nach ca. 20min. zum Glück schon vorbei. Zu meinem Erstaunen waren die Lager nicht verspannt und ich war mir klar, dass ich damit sicher und ohne Rücksicht nehmen zu müssen, nach Kathmandu fahren kann. Immerhin das. So schnell wie möglich bezahlte ich die Murkser und verliess die Stadt. Der Fahrtwind kühlte mich und der Stresslevel normalisierte sich langsam wieder.
Am nächsten Tag stand nach einigen Stunden Fahrt der Grenzübertritt nach Nepal auf dem Programm. In der Grenzstadt gab es einen ca. 600m langen Stau. Einen indischen Stau. Einer jener Staus, bei dem auch Fussgänger nicht durch kommen, weil jeder qcm von einem Fahrzeug eingenommen wird. Nach ca. einer Viertelstunde und 200m in diesem Stau fragte mich ein Ladenbesitzer am Strassenrand, ob ich schon im „Immigration office“ gewesen sei. Nein, war ich nicht. Das sei ca. 150m zurück.. Also wendete ich inmitten des Gedränges mein Motorrad und fuhr zurück. Tatsächlich war am Strassenrand ein verrostetes, schief stehendes Schild zu sehen, das auf das Immigration office wies. Nachdem ich in dem schäbigen Gebäude meinen Ausreisestempel abgeholt hatte, wendete ich abermals in der Fahrzeugmasse mein Motorrad und fuhr wieder Richtung Grenze. Wegen dem Carnet musste ich noch zum „Customs office“. Hier gab es nicht mal ein Schild am Strassenrand, sodass ich auch dieses Office verpasste. Immerhin musste ich nicht so weit zurückfahren. In Indien sind auch einfache Dinge schwierig. Alles ist schwierig.
Deshalb war ich froh, kurz darauf in Nepal angekommen zu sein. Ich hoffte auf Entspannung. Vorher musste jedoch noch die Strecke nach Kathmandu bewältigt werden. Da Teile der Strasse aus Erdpiste bestanden und es zu regnen begonnen hatte, kam ich nur langsam voran. Dadurch war ich bei Sonnenuntergang immer noch unterwegs. Wie in Indien, auch hier eine besondere Herausforderung. Mindestens 50% der Verkehrsteilnehmer haben den Sinn von dem Abblendlicht nicht verstanden. Ständig wird man geblendet. So geblendet, die munter weiterhin auf der Strasse latschenden Fussgänger rechtzeitig zu sehen, ist so etwas wie eine Lotterie.. Irgendwann fiel mir auf, dass ich auch ungeblendet immer weniger sehe. Die Schrauben zur Befestigung des Scheinwerfers hatten sich losvibriert. Natürlich musste das genau jetzt passieren. Fluchend kramte ich am Strassenrand mit dem Licht der Stirnlampe mein Werkzeug hervor und meisterte auch diese letzte Hürde. Von da an ging es ereignislos nach Kathmandu, wo schon ein kühles Bier auf mich wartete.

(No time for pictures :-)).

Okt 10

Delhi – Goa (19.9..29.9)

In Delhi wartete ein Paket mit diversen Verschleissteilen auf mich. Vielen Dank dafür an alle beteiligten Personen! Insbesondere an Deepak, der das Paket nicht nur in Empfang nahm, sondern mich auch gleich zum Abendessen einlud!
Ich liess die Teile bei einem bekannten Harley – Mechaniker montieren. Er liess es sich nicht nehmen, mein Motorrad zu putzen und zwar blitzeblank. Ich glaube nicht, dass es so sauber war, als ich losgefahren bin :-). Ich versuchte ausserdem, neue Reifen und eine (scheinbar obligatorische) Haftpflichtversicherung zu organisieren, was mir jedoch beides nicht gelang.. Ich schaute mir noch das „red fort“ an und machte eine Tour durch die Altstadt in einer Fahrradrikscha.
Nach diesen entspannten Tagen, fuhr ich weiter nach Agra, natürlich, um den Taj Mahal zu sehen. Fast Immer, wenn ich anderen Leuten von diesem Vorhaben erzählte, erwähnten sie ehrfurchtsvoll den „Yamuna Expressway“. Die Strasse verbindet Delhi und Agra, hat 6 Spuren und führt wenig Verkehr. Das ermöglicht eine Reisegeschwindigkeit von 120km/h, ohne sich in akute Lebensgefahr zu bringen. Für die Inder eine einzigartige und spektakuläre Sache. Ich folgte also dem Lockruf der wahnsinnigen Geschwindigkeit und kam früh genug in Agra an, um mir am selben Tag den Taj Mahal anzuschauen. Erstaunlicherweise hielten sich die Scharen der Touristen in Grenzen und der Besuch gestaltete sich sehr angenehm. Den Abend liess ich gemeinsam mit Indischen Biker, die ich in Ladakh kennen gelernt hatte, bei einigen Whiskeys ausklingen..
Der Start in den nächsten Tag war deshalb ein wenig verzögert.. Ich schaffte es trotzdem noch, bis nach Jaipur zu kommen, wo ein weiterer Bekannter aus dem Ladakh wohnt. Netterweise lies er mich gleich bei sich einquartieren. Er zeigte mir die Stadt und die sehr sehenswerten Forts. Da er gerade Zeit hatte, setzte er am nächsten Tag seine Frau auf den Soziusplatz seiner Triumph und wir fuhren zu dritt nach Ajmer, wo verwandte von ihm wohnen. Auch der Start in diesen Tag war irgendwie verzögert, weshalb wir ca. ein halbe Stunde in der Dunkelheit auf dem sog. Highway fuhren. Ein Erlebnis der besonderen Art. Im Gegensatz zu vielen anderen Verkehrsteilnehmern hatten wenigstens alle Geisterfahrer das Licht eingeschaltet.. In Ajmer besuchten wir am späteren Abend den berühmten See. Am (man ahnt es) schon wieder verzögert startenden nächsten Tag, trennte ich mich von meinen neuen Freunden und fuhr alleine nach Udaipu. Dort blieb ich erst einmal einen Tag, um mich ein wenig zu erholen und den Stadtpalast anzuschauen. Von Udaipur ging es weiter über Ahmendabad nach Vadodra. In Ahmendabad gibt es eine grössere Triumph Vertretung. Ich hielt dort, um nach Reifen zu fragen. Einige Triumph Modelle haben dieselben Reifendimensionen wie meine BMW (die gab es dort jedoch nicht). Ich war ca. 1.5 Stunden dort. Der nette Mitarbeiter gab sich viel Mühe, schöpfte alle seine Kontakte aus, aber leider war kein passender Pneu zu finden. Langsam war ich froh, dass ich früh mit der Suche nach neuen Reifen begonnen hatte. Es schien nicht so einfach zu sein, wie mir div. Leute im Vorfeld versicherten.. Ich konnte zu diesem Zeitpunkte noch etliche Tausend km fahren, wusste aber, dass ich nicht mehr bis nach Thailand damit komme (den hinteren Ersatzreifen wollte ich gegen eine strassentauglichere Version eintauschen).
Die nächsten zwei Tage ging es weitgehend ereignislos durch krassen Verkehr über Mumbai nach Goa. In Goa hatte ich ein Hüttchen am Strand gebucht, um ein paar Tage zu entspannen.

Okt 01

Manali – Leh Highway (14.9..18.9)

Von Leh aus führt eine berühmt / berüchtigte Strasse gen Süden: der Manail – Leh Highway. Jeder indische Biker, der etwas von sich hält, muss diese Strecke einmal gefahren sein. Auch viele Ausländer sind hier mit gemieteten Enfields unterwegs. Knapp 500km Länge, weite Teile davon über 4000m hoch und drei Pässe um die 5000m sprechen für sich.

Beginnen tut der Highway mit dem 5317m hohen Taglang La Pass, ganz zivilisiert, mit gutem Asphalt. Langeweile kommt trotzdem keine auf, den die Aussichten sind spektakulär! Nachher wird es dann zunehmend holpriger. Am späteren Morgen begann mein Körper dann, mir zu zeigen, dass etwas mit dem Frühstück im Guesthouse wohl nicht in Ordnung gewesen war. Diese Probleme, verbunden mit der Höhe schwächten mich zunehmend, sodass ich notgedrungen früher als geplant an einem Ort namens Sarchu einen Platz für die Nacht suchte. Eine (weitere) Gruppe indischer Motorradfahrer half mir dabei. Sie waren auf einer organisierten Tour und hatten in Sarchu eine Unterkunft mit fix aufgebauten Zelten gebucht. Dort konnte ich eines der Zelte beziehen.

Die Nacht war bitterkalt, was auch nicht gerade förderlich für meinen Zustand war. Mein Ziel für den nächsten Tag war es deshalb, die 150 km bis Keylong zu überstehen und dort ein Hotel zu suchen, um mich zu erholen. Es ging mir so mies, dass ich kaum schneller als die Inder mit ihren Enfields vorwärts kam. Immerhin kam ich dann am frühen Nachmittag in Keylong an und checkte im ersten vernünftig aussehenden Hotel ein. Dort blieb ich auch am nächsten Tag, bis es mir wieder besser ging. Ursprünglich wollte ich durch das „Spiti“ Tal fahren, aber da ich mich immer noch nicht 100% fit fühlte und da das „Spiti“ Tal wohl fahrerisch auch sehr anspruchsvoll ist, beschloss ich über den „Rohtang“ Pass nach Manali zu fahren. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, aber manchmal siegt auch bei diesem Unterfangen tatsächlich die Vernunft :-). Immerhin kann ich nun sagen, dass ich den ganzen „Manali – Leh highway“ befahren habe, was auch nicht schlecht ist. Der Rohtang Pass hat es nämlich stellenweise auch ganz schön in sich!

Viele Leute, die von Leh kommen, bleiben einige Tage in Manali, aber auf mich wirkte die Stadt nicht sehr einladend und so beschloss ich, weiter Richtung Delhi zu fahren. Die Strecke Manali – Delhi ist nicht an einem Tag machbar wenn man nicht in der Nacht fahren will. Als sinnvolles Zwischenziel wurde mir Chandigarh angegeben. Von Keylong aus etwas über 400km. Das schien mir machbar, da ab Manali die Strasse durchgehend asphaltiert ist. Wenn man früh am morgen von Manali starten würde, wäre dem auch so. Ich war jedoch erst um ca. 11:30 in Manali, der Rohtang Pass inkl. Anfahrt kostete mich ca. 2,5 Stunden. Ab Manali ist das Gebiet wieder dichter besiedelt. Die Strasse folgt kurvenreich einem Tal und es reihen sich Ortschaft an Ortschaft. Die Ortschaften bieten alle dasselbe Bild: dreckige Strassen, heruntergekommene Wohnhäuser und Geschäfte und alles was Räder oder Beine hat wuselt auf der Strasse herum (ausser die Kühe, die können auch seelenruhig mitten auf der Strasse liegen). Nach Mandi ändert sich das Bild ein wenig, aber auch nicht zum Besseren. Die Strasse führt durch hügeliges Gebiet, das weniger dicht besiedelt ist. Irgendwo an der Strecke hat es scheinbar eine grosse Zementfabrik und der Warentransport geschieht ausschliesslich per LKW. Von der Idiotie der Situation fasziniert, schaute ich manchmal auf den Tacho, wenn ich auf eine Gelegenheit zum Überholen eines solchen LKWs wartete. Einer erreichte 40 km/h, die meisten dümpelten jedoch mit 20 – 30 km/h herum. Natürlich war ich wieder der Einzige, bei dem „Warten auf eine Gelegenheit“ Bestandteil des Überholvorganges ist. So musste ich immer wieder Blind überholenden LKWs und Autos auf meiner Fahrbahn Platz machen. Immerhin gab es hier genügend Platz neben der Strasse und nicht einen Abgrund, wie auf jener Strasse durch Kashmir. Irgendwann wurde mir klar, dass ich es nicht mehr bei Helligkeit nach Chandigarh schaffen würde. Ich stellte mich auf eine gute Stunde Fahren bei Dunkelheit ein. Als es dann aber ca. 45min vor Sonnenuntergang zu Regnen begann, änderte ich meinen Plan. Schnell war die Strasse überflutet, die Kamikaze – Überholmanöver gingen munter weiter und ich entschied, dass das alles bei Dunkelheit zu gefährlich ist. Bald tauchte ein Hotel am Strassenrand auf und meine Tagesetappe endete dort. Am nächsten Tag fuhr ich früh los, buchte beim ersten Lokal am Strassenrand, das mit „WiFi“ warb, ein Hotel in Delhi und erreichte dieses dann am Nachmittag.

Sep 27

News aus der Schweiz

Thomas Vater wollte auch mal etwas aus der Schweiz berichten:

 

Hallo Tomi.

Ich bin immer wieder erfreut über deine sensationellen Berichte. Was du da erlebst ist wirklich grandios. Dass du dich als Taxiunternehmer betätigst finde ich lustig. Ich wusste gar nicht, dass die BMW für 3 Personen zugelassen ist.

Von zu Hause gibt es ebenfalls gutes zu vermelden : Silvia kann bereits wieder ihre rechte Hand gebrauchen, wie aus der angefügten Fotografie ersichtlich. (Allerdings würde ich persönlich wegen Tomaten keine allzu grossen Verrenkungen machen ;))

Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und viel Spass, Vätsch.

 

Sep 22

Ladakh (9.9 – 13.9)

In Leh musste ich erst einmal eineinhalb Tage warten, bevor es weiterging. Ich hatte eine Tour im Ladakh Gebiet vor, die mir die Motorradfahrer aus Kargil empfahlen. Dazu brauchen Ausländer ein Permit, das vor Ort ausgestellt wird. Das Permit wird nur für Gruppen (min. zwei Personen) ausgestellt. Zuerst musste ich ein Reisebüro finden, das bereit war, mich mit einer anderen Person in eine Gruppe zu nehmen. Das war relativ einfach, beim zweiten Anlauf klappte es schon. Allerdings dauerte es dann fast einen ganzen Tag, bis ich das Permit abholen konnte. Einen weiteren halben Tag musste ich warten, da ein Marathon stattfand.

Um ca. 14:00 ging es aber dann los, auf einen Pass namens Khardung La, von den Indern als höchste per Motorfahrzeug befahrbare Strasse der Welt deklariert! In Tat und Wahrheit gibt es wohl in Tibet noch höhere Strassen und die Höhenangabe von 56xx stimmt auch nicht, es sind tatsächlich 5350m. Nichts desto trotz ist es die höchste für mich erreichbare Strasse und 5350m sind auch nicht ohne (das Foto von der Passhöhe mit dem entspr. Schild hat ja auch seinen Reiz).

Von der Passhöhe kann man zu Fuss noch einige Höhenmeter weiter auf einen kleinen Hügel aufsteigen. Schon das zügige, auf dem Motorrad stehende Fahren über die letzten km Schotterpiste war schon grenzwertig bezüglich der Sauerstoffversorgung. Nun ging fast gar nichts mehr. Alle paar Meter musste ich anhalten und Verschnaufen. Schliesslich erreichte ich den Hügel, nur um zu sehen, dass es dahinter einen noch höheren Hügel gäbe. Den liess ich dann aus..

Schnell ging es dann auf der anderen Seite wieder runter in das „Nubra“ Tal. Dort übernachtete ich in einer Ortschaft namens Diskit. Interessanterweise führte kurzzeitig ein Teil der Seidenstrasse durch das „Nubra“ Tal, weshalb es jetzt immer noch dort zweihöckrige Kamele gibt (leider habe ich kein Foto gemacht). Den folgenden Tag verbrachte ich mit einem Ausflug in das, nahe der pakistanischen Grenze gelegene, Turtuk. Der alte Teil der Ortschaft ist sehr schön auf einer kleinen Ebene oberhalb des Tals gelegen und die Aussicht ist spektakulär.

In diesem Teil der Welt ist es noch üblich, kurze Strecken per Anhalter zu Reisen. Schon bei der Hinfahrt nach Turtuk, rannte ein Soldat aus einer Kaserne auf mich zu und wollte einige km mitgenommen werden. Da ich das meiste Gepäck im Hotel gelassen hatte, war das kein Problem für mich. Auf dem Rückweg schossen zwei Jungs dann den Vogel ab. In Turtuk hielt mich einer davon an und fragte ob er mitkommen dürfe. Ich sagte „ja“, worauf er auf das Motorrad stieg. Nachdem er darauf war, begann sein Kollege auch, auf das Motorrad zu steigen! Ich versuchte zu erklären, dass da kein Platz mehr ist, die Alukoffer waren noch montiert. Er fand trotzdem welchen. Ich habe keine Ahnung wie, ich konnte mich nicht mehr Drehen, um nach zu schauen. Also fuhren wir zu dritt ca. 25km über Rumpelpisten und durch Wasserpfützen in die nächste Ortschaft..

Dort eingetroffen, traf ich einige indische Motorradfahrer mit „Royal Enfields“ wieder, die ich am Vortag am Khardung La schon getroffen hatte. Wir verabredeten uns, um am nächsten Tag die Strecke zum „Pangong“ See gemeinsam zu Fahren. Da es hiess, die Strecke sei in einem sehr schlechten Zustand, war ich froh darüber, nicht alleine Fahren zu müssen. So schlimm war der Zustand dann doch nicht und es gab keine Zwischenfälle fahrerischer oder technischer Natur. Nach einem lustigen Abend am Pangong See, fuhren wir am nächsten Tag über den „Chang la“ Pass wieder zurück auf dem „Manali – Leh“ Highway. Gleich beim Losfahren, gab es Probleme mit einer der Royal Enfields: sie stellte ab und zu einfach ab. Auf meine Frage, ob genügend Benzin im Tank sei, schaute der Fahrer nach und bejahte. Also fuhr man erst einmal weiter und hoffte auf Besserung bei warmem Motor. Diese blieb jedoch aus und als der Motor kurz darauf wieder ab stellte und sich nicht mehr starten liess, begann ich mit der Fehlersuche. Funke da, Vergaser leer, Benzinversorgung nicht ok, war nach kurzem meine Diagnose. Als wir dann den Tank gefüllt hatten, ging es plötzlich wieder 🙂 Nach dem Chang La, trennten sich dann unsere Wege. Für die Inder war die Fahrt bereits zu Ende, sie mussten ihre gemieteten Motorräder wieder abgeben. Ich fuhr noch 30km nordwärts wieder nach Leh, um im selben Guesthouse zu übernachten, in dem ich schon vorher war.

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