Dez 18

Stress in Thailand (13.11.. 23.11)

Viel zu schnell ging die entspannte Zeit in Myanmar zu Ende und unsere drei Begleiter lieferten uns an der Grenze zu Thailand, Nahe Mae Sot ab. Als unliebsames Abschiedsgeschenk von Myanmar holten wir uns alle drei, an dem letzten Tag in Myanmar, am Morgen eine Magenverstimmung. So wurde die letzte Tagesetappe und der Grenzübertritt nach Thailand ziemlich mühsam und wir waren froh, als wir endlich in Mae Sot im Hotel ankamen. Micha und Suse ging es ziemlich schnell wieder besser, aber ich hing, entgegen meiner Pläne, zwei Tage in Mae Sot fest. Suse blieb auch noch da, da Micha unerwartet aus familiären Gründen nach Hause reisen musste. Im Gegensatz zu ihnen, hatte ich jedoch wieder einmal einen straffen Zeitplan. Silvia sollte in einigen Tagen in Bangkok ankommen und ihr Motorrad sollte ebenfalls per Luftfracht nach Bangkok geschickt werden. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung was es an Aufwand bedeutet, als Privatperson eine solche Fracht aus einem Zollfreilager eines internationalen Flughafens entgegen zu nehmen..

Zudem musste ich ein Paket in Chaing Mai abholen und dem dort ansässigen Phil Gibbins, unserem Organisator für die seit kurzem für alle Overlander obligatorischen Permits, einen Besuch abstatten. Ursprünglich wollte ich einige Tage die schönen Motorradstrecken um Chiang Mai geniessen. Durch das Verschieben der Myanmar- Durchquerung und meinen verdaungstechnischen Probleme fiel dies nun aus. Sobald ich mich wieder halbwegs auf dem Motorrad halten konnte, verliess ich Mae Sot und fuhr in einem Tag auf der Autobahn nach Chiang Mai. Dort tat ich, was ich tun musste. Ein halber Tag blieb für Sightseeing übrig. Reicht aber auch, gibt eh „nur“ Tempel zu sehen. An meinem BMW liess ich in der offiziellen Vertretung (der ersten Seit der Türkei) einen Service mit Ventilspielkorrektur machen. Eigentlich wollte ich zu einer inoffiziellen Werkstatt gehen, aber die war geschlossen. Ich erschien also mit meinem dreckigen Motorrad, in dreckigen Kleidern vor dem BMW- typischen Glaspalast und wurde von adretten Thai- Damen, im BMW „coorperate identity“ Look gekleidet, mitleidig angeschaut. Immerhin ging alles schnell und auch der im Paket angekommene Lenker wurde montiert. Volles Vertrauen in die Sicherheit meines Gefährts war also wieder da!

Nachher fuhr ich aus Zeitmangel wieder auf der Autobahn in einem Tag die 700km nach Bangkok. Auf der Autobahn hatte ich das Gefühl, dass bei meiner BMW nun bei hoher Last Vibrationen da sind, die vor dem „Glaspalast“- Service noch nicht da waren. Leider ist der Vergleich schwierig, da es diesen konstanten Lastpunkt zuletzt vor Monaten in Kroatien gab. Bei der Hinfahrt nach Chiang Mai war ich gemächlicher unterwegs, wegen dem nicht vertrauenswürdigen Lenker. Irgendwann werde ich das Ventilspiel nochmals checken müssen, um hier längerfristig kein Problem zu bekommen.

In Bangkok kümmerte ich mich um Silvias Motorrad. Dieses war bereits in Bangkok angekommen und im Zollfreilager eingelagert. Das Gütigkeitsdauer des Permits begann jedoch erst in zwei Tagen und der Frachtschein war auf Silvia ausgestellt. Ich beschloss, es trotzdem zu versuchen. Im Internet recherchierte ich, wo das Verwaltungsgebäude des Lagers auf dem Flughafengelände zu finden ist. Dies verschaffte mir einen Informationsvorsprung gegenüber den Taxifahrern am Flughafen (nach zwei Tage in einer asiatischen Stadt kennt man sich normalerweise besser aus, als der gemeine Taxifahrer) und brachte mich zügig an mein Ziel. Dort lungerten bereits die sog. Fixer rum. Einer davon nahm sich meiner an und wir zogen los, von Büro zu Büro und Stempel zu Stempel. Gegen Mittag wurde ihm klar, dass ich nicht Silvia Walti bin. Versuche meinerseits, ihm das früher zu erklären wurden an der Sprachbarriere zerschmettert. Aber mein Fixer wäre ja keine Fixer, wenn er nicht auch dieses Problem fixen könnte. Schlappe 300 Bath (ca. Sfr 8.60) und weitere 1.5 Stunden Wartezeit fixten das Problem. Lustigerweise hat sich niemand für das Permit interessiert. Deshalb, Achtung Toptip: bei Problemen mit dem Permit, bzw. dem DLT, einfach das Gefährt einfliegen lassen :-). Irgendwann am späteren Nachmittag stand dann tätsächlich eine Kiste mit Silvias Motorrad vor mir. Da sich der Versender in Osh überraschenderweise genau an die Vorschriften hielt, liess er das Öl ab. Neues Öl hatte ich dabei, aber laut meinem Fixer dürfte ich dieses nicht in den Zollfreibereich bringen. Irgendwie hörte hier die Macht des Fixers auf. Selbst wegfahren vom Zollfreilager war also nicht möglich. Auch alternative Lösungen wie einen kurzen Transport, oder Abschleppen ergaben sich nicht. Keine Sau Sprach Englisch, bzw. verstand das Problem. Also schob ich die XT, bei immer noch knallendem Sonnenschein, durch die entsprechende Schranke aus dem Areal des Zollfreilagers auf den Parkplatz vor dem Hauptgebäude, wo ich dann endlich das Öl auffüllen konnte.

Benzin hatte ich leider keines dabei, da ich davon ausging, dass mein Fixer dieses besorgen könnte. Konnte er nicht. Langsam schwand meine Begeisterung für diesen Typen. Auch das vorenthalten der (fürstlichen) Bezahlung half nichts. Luft war auch fast keine mehr in den Reifen, hätte man vor dem Versand ja auch nochmal auffüllen können.. Alles nicht so richtig durchdacht.

Ein kleiner Rest Benzin war scheinbar noch im Tank übrig geblieben, auf jeden Fall startete das Motorrad sofort. Da mein Fixer eh nichts mehr tat und auch sonst keine Hilfe in Sicht war, bezahlte ich ihn und machte mich mit einem kleinen Rest Benzin im Tank und einem kleinen Rest Luft in den Reifen auf zur nächsten Tankstelle. Beim Verlassen des Flughafengeländes wurde ich von einem netten Thai angesprochen, der dann in seinem Toyota zur nächsten Tankstelle in dem Verkehrsgewirr um den Flughafen voraus fuhr. Das Benzin reichte. Geht doch :-).

Dez 09

Sightseeing in Myanmar (3.11.. 13.11.)

Die folgenden Tage waren von Sightseeing geprägt. Nach Mandalay machten wir halt in Bagan, am Inle lake, Naypyidaw, Yangoon, Mawlamyaing. Sehr beeindruckende Orte. Bagan mit hunderten von Pagoden inmitten der Felder, die Shwedagon Pagode in Yangoon, die Teakholzbrücke in Mandalay. Der Inle lake ist irgendwie bizarr. Die Touristen (und es hat derer viele) werden mit traditionellen schmalen Booten befördert. Allerdings werden diese von lauten, stinkenden, vibrierenden chinesischen Dieselmotoren angetrieben. Nicht sehr authentisch. Auch die berühmten „Einbein- Fischer“. Nett anzuschauen, aber wohl mehr vom Tourismus finanzierte Show, denn effizienter Broterwerb.

Auf dem Weg von Bagan zum Inle lake passierte etwas lustiges. Wir sind während des Tages nicht so recht vorwärts gekommen. Unter anderem, weil der Zusatz- Benzinfilter an Suses MZ unterwegs kaputt ging und es einige Zeit und unfreiwillige Stopps in Anspruch nahm um das Problem zu diagnostizieren. Dadurch mussten wir gegen Ende des Tages in der Dunkelheit fahren. Nur eine kurze Strecke von unserem Ziel entfernt, merkte ich plötzlich, wie etwas mit meinem Vorderrad nicht mehr stimmte. Es schien so, als würde relativ langsam Luft entweichen. Gerade in dem Moment, als ich dachte, dass ich nun rechts ran fahren muss, um das Problem genauer zu untersuchen, fuhren die Emmenreiter vor mir ebenfalls rechts ran. Bei ihren beiden Motorrädern ging aufgrund von Problemen mit der Elektrik zum selben Zeitpunkt plötzlich das Licht nicht mehr. Alle drei Motorräder gingen also zum selben Zeitpunkt kaputt :-).

Der vor zwei Tagen angebrachte Flicken an meinem vorderen Schlauch hat nicht richtig gehalten. Da ich noch einen Reserve- Schlauch dabei hatte, habe ich kurzerhand diesen montiert. Micha hat in der Zwischenzeit die Elektrik der Emmen auch wieder in Ordnung gebracht. Alles mit Stirnlampen, Strassenbeleuchtung gab es keine. Nach 20min. ging es wieder weiter.

 

Dez 01

Erste Tage in Myanmar (30.10.. 2.11)

Von Imphal planten die Emmenreiter und ich eine kurze Tagesetappe in die Grenzstadt Moreh. Dort würden wir dann die letzte Nacht in Indien verbringen. Somit sollte es kein Problem sein, am nächsten morgen die Verabredung mit unserem Guide durch Myanmar wahr zu nehmen. Nach gut 100 gemütlich gefahrenen km an diesem regnerischen Tag kamen wir dann am frühen Nachmittag im neuen und einzigen „westlichen“ Hotel in Moreh an. Es ging nicht lange und Micha begann mit seiner beachtlichen Werkzeugsammlung an den MZ herum zu schrauben. Da ich eh nichts bessere zu tun hatte, half ich ihm bald dabei. Eine Szenerie die sich durch die kommenden zwei Wochen durchziehen sollte: zwei Typen, die vor einem Hotel auf dem Boden an alten Zweitaktmotorrädern schrauben. An diesem Abend war zudem noch Diwali, das hinduistische Lichterfest. Bei einsetzender Dunkelheit begannen viele Leute Feuerwerk ab zu lassen. Auch die Hotelangestellten. Ständig knallten Böller neben uns, während dem wir am Schrauben waren.

Am nächsten morgen wurden wir wie verabredet von unserem Guide, seinem Fahrer und dem staatlich angestellten Aufpasser des Tourismus- Ministeriums an der Grenze empfangen. Alle drei in Longyis – ein lustiges Bild. Wegen Diwali dauerte der Grenzübertritt dann doch etwas länger, gegen Mittag befuhren wir erstmals burmesische Strassen! Der Puls meiner Reise ist nun eine komplett anderer als in den letzten Tagen in Indien. Das Auge freut sich darüber, dass nicht überall Müll herumliegt und keine Leute in bitterer Armut in behelfsmässigen Behausungen am Strassenrand wohnen. Die Nerven freuen sich darüber, dass der Verkehr nicht mehr ständig in irgend einer Art lebensbedrohlich ist und das Gemüt freut sich darüber, dass ich wieder zusammen mit anderen Menschen unterwegs bin. Auf der ersten und zweiten Tagesetappe gab es kein Sightseeing, wir fuhren bloss den ganzen Tag über Land, durch bergiges Gebiet. Am dritten Tag besuchten wir morgens in Monywa eine über hundert Meter hohe, begehbare Buddah- Statue und diverse weitere buddhistische Statuen und Bauwerke. Hier erlebte ich zum ersten mal, wie zugänglich und liberal diese Religion ist. Seit Monaten auf meiner Reise ist die vorherrschende Religion prägend für die Kultur und das Verhalten der Menschen. Hier hatte ich erstmals das Gefühl, dass die Menschen glücklich und fröhlich sind. Andere Weltreligionen schneiden in diesem Punkt deutlich schlechter ab.. Gegen Abend an diesem Tag erreichten wir Mandalay.

 

Nov 27

Auch in der Schweiz vergeht die Zeit…

Einige Wochen nach meiner Rückkehr hörte ich von unseren Suisse-Romand Freunden Laura und Claudine, dass auch sie zurückkehren mussten. Ihr Hund Domino wurde in der Mongolei ernsthaft krank und so flogen sie nach Hause. Als es dem Hund wieder einigermassen gut ging, trafen wir uns daher in Bern und schwelgten in Erinnerungen, an unsere gemeinsame Zeit im Iran. Inzwischen sind sie ohne Hund wieder in die Mongolei zurückgekehrt und fuhren ihren Mercedes Sprinter via Russland zurück in die Schweiz.

Neben der Physiotherapie, viel Organisatorischem für Thomas und den Transport meines XT’s nach Thailand, verbrachte ich meine Freizeit mit dem Besuchen von Freunden, Verwandten und Bekannten und genoss in der Zwischenzeit die schöne Landschaft der Schweiz. Nebst vielen Spaziergängen mit Thomas Mutter begab ich mich auf eine wunderschöne Wanderung im Kanton Glarus und schätzte es die Gegend um den Hallwilersee wieder einmal erkunden zu können.

Nun ist mein Arm soweit wieder in Ordnung und so konnte ich am 24. November von Zürich nach Bangkok fliegen. Von der kalten Schweiz (5°C) ins heisse, tropische Thailand (32°C) Puuuh!

 

Nov 25

Guwahati (25.10.. 29.10)

Die nächste Etappe führte mich, wieder im Flachen, auf Highways, die grösstenteils ihrem Namen Ehre machten, nach Guwahati. Ca. 100km vorher lernte ich den Inder Ashim kennen, der mit seiner Triumph Rocket 3 ganz Indien bereist (leider vergessen Foto zu machen..). Er ist einige Level höher auf der Luxus- Skala unterwegs und stieg im 5 Sterne Hotel in Guwahati ab. Dorthin lud er mich Abends zum Nachtessen ein. Er bot mir auch an, bei meinem Problem mit dem Lenkkopflager zu helfen. Notfalls würde einer seiner Mitarbeiter mit den Teilen von Mumbai oder Delhi nach Guwahati fliegen.. Geld scheint hier wirklich keine Rolle zu spielen.

Ich war natürlich sehr froh über diesen Plan B, wollte aber zuerst selbser schauen, ob ich die Teile lokal organisieren kann. Auch hier handelt es sich wieder um Normlager. Am nächsten Tag klapperte ich also die Lagershops der Stadt ab und tatsächlich fand ich einen, der die Lager in Kalkutta bestellen konnte, von wo sie in einem Tag in Guwahati sein sollte.

Den nächsten Tag verbrachte ich damit, eine geeignete Werkstatt zu finden. Nebst den üblichen „am Boden, im Dreck, ohne Licht“ rumwurstel- Buden gibt es ausserhalb der Stadt eine offizielle Harley- Davidson Vertretung. Diese willigten ein, mit mir zusammen die Arbeit durchzuführen. Am selben Abend trafen die Lager ein und am nächsten Tag konnte ich diese zusammen mit den Harley- Mechanikern montieren.

Weiter ging es über Dimapur, wo ich übernachtete, Richtung Impha. Dort hatte ich mit den Emmenreitern (www.emmenreiter.de) abgemacht. Wir teilten uns einen Guide für die Zeit in Myanmar. Bald nach Dimapur begann die Strasse kurvenreicher zu werden, es ging in die Berge. Verkehr hatte es ausnahmsweise nicht viel und so lud die Strecke ein, zum ein bisschen schneller Fahren. Leider habe ich in meinem Übermut wohl zu fest am Gashahn gedreht, denn ca. 30km vor Kohima sah ich mich nach (!?) einer Kurve plötzlich am Boden rum rutschen, das Motorrad rutschte vor mir. Ein verdrecktes Stück der Strasse war wohl für den Abflug verantwortlich. Leider war das optisch nicht zu erkennen und so hatte ich keine Chance zum reagieren. In Sekundenbruchteilen lag ich am Boden, wie bei Glatteis. Nachdem ich festgestellt hatte, das ich unverletzt war, wartete ich, bis sich die übliche Menge herumlungernder Inder versammelt hatte. Ging wie immer nicht lange, auch hier in den Bergen. Hier mal ein Vorteil, während dem ich mich noch von dem Schock erholte, stellten die Inder mein Motorrad wieder auf. Obwohl die BMW ca. 6m auf dem Asphalt herum rutschte, hielt der Schaden sich zum Glück in Grenzen. Das einzige, was mir wirklich Sorgen machte, war der verbogene Lenker. Das rechte Lenkerende war stark nach unten verbogen. Der Bereich, wo der Gasgriff darauf läuft, war ebenfalls verbogen, sodass dieser klemmte. Immerhin konnte man noch halbwegs mit dem Motorrad fahren. So schaffte ich es noch die 30km bis nach Kohima. Längere Zeit so fahren kam nicht in Frage und neue BMW Lenker gibt es in Kohima auch nicht. Also habe ich beschlossen, etwas zu tun, was man normalerweise bei einem Alulenker nicht tun sollte. Ich suchte einen „Mechaniker“ und liess mir den Lenker zurück biegen. Mit einer Flamme wurde der Lenker heiss gemacht und liess sich dann mit Muskelkraft biegen. Schlussendlich war er immer noch ein wenig nach unten gebogen, aber ich glaube, alle Beteiligten waren froh, dass es überhaupt soweit klappte und niemand wollte ein weiteres Risiko eingehen.. Die „Reparatur“ dauerte gerade mal eine halbe Stunde und die Jungs wollten kein Geld dafür. Sie wollten klarstellen, dass die Leute vom Bundesstaat Nagaland anständig und freundlich seien. Jep, kann ich somit bestätigen! Hintergrund ist wohl der, dass auch hier irgendwas im Busch zu sein schien. Alle paar km waren Militär am Strassenrand stationiert..

Nun stellte sich beim Fahren ein mulmiges Gefühl ein, von dem ich wusste, dass es niemals ganz weggehen würde, bis ich einen neuen Lenker habe. Wird der Lenker halten? Ich ertappte mich ständig dabei, unterbewusst den Lenker so wenig wie möglich zu belasten (was ja Grundsätzlich eigentlich eine gute Sache ist). Das einzige, was ich tun konnte, war die zweifelhafte Stelle ab und zu visuell zu Begutachten.

Gegen Abend erreichte ich Imphal und das Hotel, wo die Emmenreiter abgestiegen sind. In der Tiefgarage des Hotels stellte ich meine fette BMW neben die zierlichen, fast 30 jährigen MZ Motorräder und machte mich auf die Suche nach deren Besitzern. Nach einigen Kontakten per Email freuten wir uns alle, uns gegenseitig kennen zu lernen. Natürlich gab es viel zu erzählen und so verbrachte ich einen unterhaltsamen ersten Abend mit Suse und Micha.

Nov 19

Darjeeling (22.10.. 24.10)

Mein Hotel war nicht direkt in Darjeeling, sondern ca. 5km ausserhalb, bei dem „Batasia loop“, wo die Eisenbahnlinie nach Darjeeling spiralförmig verläuft um Höhe zu gewinnen. Es war zwar nur zu Fuss zu erreichen, das Motorrad musste in einer Garagenbox an der Hauptstrasse bleiben, dafür waren die Betreiber sehr nett und gaben mir viele Tipps, was ich alles tun sollte. Am Morgen verliess ich um 4:20 das Hotel, um den Sonnenaufgang von dem „Tiger Hill“ zu sehen. Soll berühmt sein. Viele andere Leute wussten das offenbar auch und so fuhr ich in einer endlosen Schlange von 4×4 Taxis die paar km den Berg hoch. Oben gab es eine Aussichtsplattform und viele geschäftige Frauen, die Tee und Kaffee verkauften. Letzterer half mir, die Wartezeit bis zum Sonnenaufgang immerhin halbwegs in der Senkrechten zu verbringen.

Nachher wollte ich unbedingt noch die „Touristenfahrt“ des „Toytrains“ mit einer alten Dampflokomotive machen. Die Billetschalter hatten natürlich noch nicht offen, als ich vom Tiger Hill zurück kam. Allen Steinen, die einem indische Programmierer in den Weg legen, zum Trotz, habe ich es geschafft, online ein Ticket zu kaufen. Da es noch einige Stunden bis zur Abfahrt dauerte, besuchte ich noch das HMI (Himalayan Mountaineering Institute) Museum, wo es viele interessante Exponate rund um den Himalaya und im speziellen die verschiedenen Mount Everest Expeditionen gab. Die Fahrt mit dem Toytrain dauerte dann total 2,5 Stunden und war nicht so spektakulär, wie ich mir das vorgestellt hatte. Die meiste Zeit folgte die Strecke der Strasse, die ich ja schon vom Hinweg kannte.

Leider habe ich nach der Rückkehr vom Tiger Hill festgestellt, dass das Lenkkopflager von meinem Motorrad das Zeitliche gesegnet hatte. Der Mechaniker in Kathmandu hat mir noch gesagt, dass er es ein bisschen nachgestellt hat, mit dem Resultat, dass die fette Rasterung in der Mittelstellung nun richtig nervt beim Fahren. Wieder loser stellen wollte ich es aber auch nicht, da es sonst noch schneller schlimmer wird. Ich beschloss deshalb, nach dem Sightseeing Tag die Berge wieder zu verlassen und nach Guwahati, der nächst grösseren Stadt auf dem Weg zur Grenze von Myanmar, zu fahren um dort das Problem zu lösen. Ich plante die Strecke in zwei Etappen zu bewältigen. Die erste sollte gemütlich auf kleineren Strassen durch die Berge gehen und am Rande eines Nationalparks enden. Zuerst funktionierte alles gut, aber dann nahm das Chaos wieder einmal seinen Lauf.. Es begann damit, dass nach ca. 20km entspannter Fahrt mit wenig Verkehr, plötzlich ein Stau vor mir lag. Der Stau erstreckte sich über mehrere km und Dörfer und wurde wohl dadurch verursacht, dass es in den engen Dörfern keine Parkplätze gibt und die Leute Ihre Autos deshalb einfach auf der Strasse parken, womit eine Spur blockiert ist. Der Stau kostete mich ca. zwei Stunden. In dem Stau lernte ich einen Royal Enfield Fahrer mit Sozius aus Darjeeling kennen. Man hat ja Zeit.. Wir wollten gemeinsam weiter fahren. Kurz bevor der Stau endete, begann mein Navi, Probleme zu machen. Es startete zuerst neu und stellte dann ab. Es liess sich dann nicht mehr starten. Black Screen. Wie bei Silvias Navi in Usbekistan. Sch… Garmin dachte ich, aber Glück im Unglück, ich habe ja meine indischen Freunde, die sich auskennen. Offenbar haben diese aber nicht so genau verstanden, wo ich durchfahren wollte. Ich verpasste also die Abzweigung zu der guten, Lenkkopflager- schonenden Strasse zu meinem Ziel. Die Inder erreichten ihrerseits irgendwann ihr Ziel, wo ich dann realisierte, dass ich auf der falschen Route war. Da ich nicht zurück fahren wollte, nahm ich halt den Weg, den die Inder mir vor schlugen: durch den „Lava Forest“. Soll schön sein, aber eben, „bad road“. Nun war ich mit meinem Telefon und google maps unterwegs. Da dieses im Kartenfach meines Tankrucksacks ständig irgendwo hin rutschte, wo ich den Displayinhalt nicht richtig erkennen konnte, verpasste ich die Abzweigung zum „Lava Forest“. Ich fuhr dann erst einmal 20km in die falsche Richtung. Also ging es wieder 20km zurück und das Geholpere durch den Wald konnte beginnen. Tatsächlich war die Strecke schön. Nach dem Wald ging es Weiter durch Teefelder. Auch schön. Die letzten km zu meinem Hotel führte mich google dann über Strassen, die eigentlich gar keine sind, sondern bloss Fahrspuren der Bauern zwischen Feldern. Fragende Blicke der Einheimischen. Fragen meinerseits, ob ich jemals bei meiner Unterkunft ankomme. Google behielt aber recht und die Feldwege führten tatsächlich zum im voraus gebuchten Hotel. Dort habe ich nochmals mein Glück mit dem Garmin versucht und oh Wunder, es war nur Scheintot und liess sich mit langem Drücken auf den Einschaltknopf wieder starten. Ein Problem weniger!

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