In Kuala Lumpur, oder schlicht KL, wie die Einheimischen sagen, verloren wir nicht viel Zeit und begannen am Montag Morgen, uns um unsere Motorräder zu kümmern. Im HUBB haben wir von einer Motorradwerkstatt namens „Sunny cycles“ gelesen, die allseits gelobt wird. Dort wurden wir herzlich von Sunny, dem Besitzer, empfangen. Ohne viel Federlesen wurde uns ein Platz in der Werkstatt zugewiesen und Sunny sagte, wir könnten mit der Arbeit beginnen. Das hatten wir so nicht erwartet, aber ich freundete mich sofort mit dem Gedanken an, selbst an den Motorrädern schrauben zu können. Hie und da schaute mir Sunnys Sohn über die Schulter und stand mir mit Rat und Tat zur Seite. Nebst vielen weiteren Dingen, konnte ich an meinem Motorrad das Ventilspiel korrekt einstellen, welches tatsächlich von dem BMW- Glaspalast Mechaniker in Chiang Mai nicht korrekt eingestellt wurde. Zudem konnte ich an Silvias XT den, in Bangkok notdürftig reparierten, Umlenkhebel des Federbeins ersetzen. Die entsprechenden Ersatzteile kamen am Montag Morgen per Post an. Mittags lud uns Sunny jeweils zum Mittagessen in ein chinesisches Restaurant ein, wollte viele Dinge von unserer Reise wissen und erzählte seinerseits von seinen Reisen. Insgesamt verbrachten wir so drei Tage in der Werkstatt. Am zweiten Tag schauten Sander und Getty, zwei holländische Motorradreisende vorbei. Am dritten, Norman und Maggie, ein irisches Paar, welches ebenfalls mit Motorrädern unterwegs ist. Von Norman und Maggie erfuhren wir von einer Möglichkeit, um unsere Motorräder nach Indonesien zu bringen. Das Problem ist, dass keine Fahrzeugfähren durch die Strasse von Melakka mehr existieren.Wir hatten das Thema ein bisschen stiefmütterlich behandelt und hatten zu dem Zeitpunkt noch keinen richtigen Plan. Wir wussten bloss mit Sicherheit, dass es von Butterworth aus mit dem sog. Zwiebelschiff eines Mr. Lim eine Möglichkeit gibt. Die Verschiffung mit ihm nimmt jedoch mehrere Tage in Anspruch und man darf nicht als Passagier auf das Schiff, sondern muss per Flugzeug nach Sumatra reisen. Einige Berichte im Internet deuteten darauf hin, dass auch eine Verschiffung mittels eine Passagierfähre von Port Klang aus möglich ist. Norman und Maggie konnten das Bestätigen und hatten bereits Kontakt mit der Fährgesellschaft aufgenommen. Sie wollten in den nächsten Tagen ebenfalls nach Sumatra. Nach den drei Schraubertagen fuhren wir, quasi als erweiterte Testfahrt, zum 50km entfernten Port Klang und suchten dort das Büro der Fährgesellschaft auf. Dort erfuhren wir, dass an jedem Wochentag, ausser Sonntags, eine Fähre fährt. Allerdings haben nicht alle Schiffe in der Flotte genug Platz für zwei Motorräder und es steht jeweils erst am Vortag fest, welches Schiff fahren wird.
Für uns war das kein Problem. Wir liessen es uns einige Tage gut gehen und machten uns auf Entdeckungstour durch die Stadt, bis es dann schliesslich am Montag Morgen soweit sein sollte. Obwohl wir uns beim Verlassen von KL im Berufsverkehr mehrfach Verfahren hatten, kamen wir schliesslich doch noch halbwegs pünktlich am Fährhafen an. Sofort ging es los mit den Zollformalitäten. Irgendwie hat uns unser Glück bei diesen Dingen verlassen. Nachdem jedes einzelne Gepäckstück, auch die Alukoffer, durch den Gepäckscanner musste, wollte ein Zollbeamter unser Carnet de Passage sehen. Dummerweise hatten wir dieses bei der Einreise nicht abstempeln lassen. Es gab hierzu widersprüchliche Informationen und als sich der Zöllner bei der Einreise nicht für das Carnet interessierte, dachten wir, dass das so schon in Ordnung sei. Das es das bei dieser Grenze nicht ist, wurde nun langsam klar. Wieder einmal füllte sich ein Büro mit immer mehr Beamten mit immer mehr Ornamenten, bis schliesslich ein Typ in zivil erschien. Er konnte das bürokratische Problem lösen. Danach konnten wir zum Fährport fahren. Unsere Motorräder nahmen den selben Weg wie die Passagiere. Zuerst ging es mit Hilfe der Mitarbeiter der Fährgesellschaft zwei Treppen herunter danach über Rampen in den Eingangsbereich der Fähren. Der Zugang zu den Passagierdecks war danach durch unsere Motorräder mehr oder weniger versperrt.
Die fünfstündige Fahrt verlief ruhig und es gab viele Frachtschiffe und Fischerboote auf diesem viel befahrenen Seeweg zu sehen. Bei der Einfahrt in Tanjung Balai wurde uns dann definitiv klar, dass wie es hier nach Thailand und Malaysia wieder mit einem der ärmeren Länder von Südostasien zu tun haben. Behausungen aus Brettern, staubige, von Schlaglöchern übersäte Strassen und viel Müll, liessen bei mir Erinerungen an Indien hochkommen. Mangels einer Rampe wurden die Motorräder hier beim Entladen von der Mannschaft einfach über den unteren Rand der Luke gehoben. Es folgte ein weiteres Scannen sämtlicher Gepäckstücke, diesmal musste sogar der Sattel durch den Scanner, einige weitere Zollformalitäten und endlich konnten wir uns frei mit unseren Töffs in Indonesien bewegen! Da es mittlerweile schon spät war, checkten wir in ein heruntergekommenes Hotel ein wenig ausserhalb von Tanjung Balai ein.
Unsere erste Tagesetappe auf Sumatra führte uns zum Toba See, dem grössten Kratersee der Erde. Mit einer Fähre (diesmal einer richtigen Fahrzeugfähre) fuhren wir auf die Insel Samosir.