Jul 17

Persepolis und Yazd

Von Yasuj aus nahmen wir die Hauptverkehrsachse nach Shiraz. Wir besuchten Shiraz nicht, da wir langsam genug Moscheen, Paläste und Mausoleum gesehen haben. Daher fuhren wir direkt nach Marvdasht, zu den Ruinen von Persepolis. Hier gibt es einen offiziellen zahlungspflichtigen Campingplatz. Durch einen Tipp im Internet, fanden wir aber heraus, dass es auch eine Gratis Übernachtungsmöglichkeit gibt. Direkt rechts neben dem Eingang der Sehenswürdigkeiten gibt es einen Wächter, welcher einen in einen abgeschlossenen Park lässt. Dieser war die ganze Zeit anwesend und bewachte uns und unsere Motorräder.

Wir „leisteten“ uns einen Guide, welcher uns durch Persepolis führte und uns viele Interessante Hintergrundinformationen und Anekdoten erzählte. Persepolis ist eine der Hauptstädte des antiken Perserreichs und wurde nun teils wieder aufgebaut, nach dem es von Alexander dem Grossen zerstört wurde. Es ist eindrücklich, wie akkurat und einfallsreich die in den Stein gehauene Reliefs sind. Nach der Führung stellte uns unser Guide Ahmid noch ein paar Freunde vor. Es wurde ein lustiger Abend mit Themen über Politik, Religion und das Schweizer Bankgeheimnis. Am Schluss wurde uns die Gebühr für die Führung sogar geschenkt 🙂

Am nächsten Morgen fuhren wir via Gebirge und die Wüste nach Yazd. Da es den ganzen Tag bewölkt war, hatten wir Glück und wir mussten nicht so sehr schwitzen in unseren Motorradkleidern, als wir die Wüste durchquerten. In Yazd angekommen, quartierten wir uns im SilkRoad Hotel ein. Dieses ist weit um bekannt bei Individualreisenden. Hier gibt es auch endlich wieder mal etwas anderes zu Essen als Kebab und Fast Food 😀 Wir blieben 3 Tage in Yazd. Denn obwohl es heiss ist, weht hier immer ein kühler Wind und die Leute sind nicht so Aufdringlich wie in anderen Städten. Wir sahen viele interessante Sehenswürdigkeiten wie das Wassermuseum. In diesem sieht man, wie die Unterirdischen Wasserkanäle entstanden sind und wie die Leute tief unterhalb der Erde Räume gebaut haben um die natürliche Kälte zu nützen. Wir machten eine Tour durch die Altstadt mit den vielen verwinkelten Gängen. Sehr spannend ist, dass von Aussen die Häuser sehr unscheinbar sind. Aber innen haben die meisten einen Parkähnlichen Innenhof und sind schön Dekoriert.

 

Jul 12

Ausflug in die Wüste 6.-12. Juli

Den letzten Tag in Tehran nutzten wir, um eine kleine Wanderung in das Nahe gelegene Gebirge zu machen. Hossein, welchen wir durch Reza kennengelernt haben, begleitete uns. Wir genossen die frische Luft und die tolle Aussicht auf die Stadt.
Von Tehran fuhren wir bis Kashan und dort in die Wüste. 40Km über Schotter- und Sandstrassen. Es war zwar sehr heiss und das Fahren durch Sand ungewohnt, aber als wir das Ziel erreichten genossen wir die Stille und Einöde. Wir übernachteten bei einer alten Karawanserei, welche direkt neben dem Salzsee Daryacheh-ye-Namak liegt und konnten den Sternenhimmel beobachten. Aber von wegen in der Wüste sei es bitterkalt in der Nacht. Es wurde nur kühler, aber die ersehnte Kälte nach tagelangem Schwitzen, blieb aus… Am nächsten Morgen, ging es in aller Frühe los. So konnten wir den Sonnenaufgang bewundern und die kühle Luft zum Motorradfahren geniessen. Wieder zurück auf geteerten Strassen, fuhren wir bis Isfahan. Hier verbrachten wir 3 tolle Tage. Parastou, welche wir im Hotel in Tehran kennengelernt haben und deren Kollege Meysam führten uns in der Stadt herum. Es gab viele Paläste, Gärten, Moscheen und einen Basar zu bestaunen. Isfahan ist eine sehr schöne und grüne Stadt.
Heute fuhren wir entlang des Zagros Gebirge bis Yasuj. Einige Kilometer vor Yasuj hatten wir das Vergnügen einer Polizeieskorte folgen zu müssen. Ein Polizei Auto zwang uns zum stoppen und führte uns nachher zu einem Polizeiquartier. Alle Polizisten grinsten die ganze Zeit und wir wussten nicht was los war. Wir hatten uns nichts zu schulden kommen lassen. Ok, wir fuhren ein bisschen zu schnell, aber nicht anders, als die Einheimischen es hier machen 😉 Nach und nach kamen immer Ranghöhere Polizisten zu uns. Schlussendlich fanden wir uns im Büro des Chefs wieder, bekamen ein Glas Wasser, es wurde „wichtig“ Telefoniert und wir konnten wieder gehen. Natürlich konnte kein einziger eine Fremdsprache. Daher wissen wir nach wie vor nicht wieso wir angehalten wurden. Aber vom Grinsen der Beamten her, nahm es sie wohl einfach Wunder wer wir sind und was für Motorräder wir fahren 😉

Jul 06

Tehran und Umgebung 29.Juni – 5. Juli

Von Tabriz aus fuhren wir Richtung Ardabil. Einige Kilometer später, wurde neben uns wild gehuppt und es wurden uns Süssigkeiten aus dem Fahrzeugfenster entgegen gehalten. Wir hielten am Strassenrand und ein Mann gab uns Zitronentörtchen zu essen und kühlen Traubensaft zu trinken. Nach ein paar netten Worten, verschwand der Mann so schnell, wie er erschienen ist.

In der Stadt Sar-E Eyn suchten wir nach einer Möglichkeit zum campieren um danach in Ardabil die Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Aber es kam anders. In Sar-E Eyn fragten wir an einer Kreuzung nach dem Campingplatz. Da die Männer, welche wir fragten kein Englisch sprachen, riefen sie Darius an. Er hat ein Touristenoffice für Velofahrer und lud uns sogleich zu sich nach Hause ein. Wir seien seine Gäste. Am Abend führte uns Darius in seinem Dorf herum und wir wurden zum Iftar eingeladen. Ein üppiges Mahl zum Fastenbrechen, welches wir traditionell am Boden sitzend eingenommen haben. Wir genossen den Aufenthalt bei Darius Familie.

Am nächsten Tag besichtigten wir in Ardabil den Sheikh Safi Schrein und fuhren danach ans Kaspische Meer. Wir freuten uns darauf, wieder einmal an einen Strand sitzen zu können. Aber so einfach war das hier nicht. Es gibt kaum Strassen die an das Ufer führen und als wir schliesslich bei Talesh einen Weg fanden, war alles voll mit Müll.

In Bandar Anzali trafen wir unsere Suisse-Romands Freunde Laura und Claudine wieder und verbrachten einen lustigen Abend mit ihnen.

Von Bandar Anzali gings via Tschalus in die Berge. Wir überquerten einen Pass, welcher auf 3200m liegt und genossen die Aussicht und die kühle Luft. In Tehran knackten wir die 40er Marke, es war 42°C warm als wir dort ankamen!

Am ersten Abend in Tehran suchten wir vergeblich ein Restaurant in der Umgebung unseres Hotel. Wir waren mitten im „Pneu-Viertel“, als uns plötzlich Ebi ansprach und zum Tee in seinem Pneu-Shop einlud. Er lud uns sogleich zum Nachtessen ein. Inmitten von unzähligen Pneus, assen wir am Boden unser Nachtessen, welches Ebi kurzerhand auf seinem kleinen Herd gekocht hatte. Als Dankeschön besuchten wir ihn 2 Tage später und brachten Kuchen aus einer Konditorei mit. Ebi war so gerührt, dass er uns seiner Familie vorstellen wollte. Wir liefen kreuz und quer durch Tehran, bis wir in der Wohnung von seinem Neffen Majid und dessen Frau Saba landeten. Wir trafen auch auf Sina und dessen Frau Sara. Es wurde ein mega lustiger Abend mit Shisha und iranischen Köstlichkeiten 🙂 Majid liess es sich nicht nehmen, uns für den nächsten Tag einen Taxifahrer zu spendieren, der uns den ganzen Tag begleitet. So konnten wir mit dem Taxifahrer Issa zuerst zur Turkmenischen Botschaft um das Visa zu erhalten und danach Sightseeing machen. Da wir bereits den Invitation Letter von unserem Visa-Agent aus der Schweiz erhalten hatten, war das Ganze mit dem Visum bereits nach 20min, einem ausgefüllten Formular und 110 Dollar erledigt. Danach besuchten wir die Sa’dabad Palastanlage und den Tajrish Bazaar.

Das Verlängern des Iranvisums, welches wir am Vortag in Angriff nahmen, war auch unkompliziert. Zufällig sprach ein Angestellter dort Deutsch und führte uns von einem Schalter zum anderen. So hielten wir bereits nach 1,5h den Pass mit einer Visumverlängerung von 30 Tagen in der Hand. Die Verlängerung kostete uns 740’000 Rial = ca. 25 Dollar.

In Tehran suchten wir das „Motorrad-Viertel“ beim Razi Square auf und kamen mit Ghader Ahmadi in Kontakt. Er hat als einer der Wenigen, eine kleine, saubere und gut Aufgeräumte Werkstatt. Bei den anderen Mechaniker in diesem Viertel,wird der Service auf dem Trottoir erledigt. Laut Internet-Foren hiess es immer, es sei sehr schwierig an das richtige Öl für grosse Motorräder und die passenden Ölfilter zu kommen. Bei Ghader war das kein Problem. Souverän erledigte er mit seinen Gehilfen an beiden Motorräder den Ölwechsel. Einzig Thomis BMW erhielt ein Auto-ölfilter, welcher aber auch seinen Dienst tun sollte. Während wir in Ghaders Werkstatt warteten, spendierte er uns einen Kebab Lunch und Kaffee. Wir können diese Werkstatt nur empfehlen!

Später schauten wir uns den Golestan Palast an, welcher unglaublich Prunkvoll ist. Den grossen Basar in Tehran besuchten wir auch, schauten uns Teppiche an und genossen das bunte Treiben der Händler.

Tehran ist eine tolle Stadt. Es gibt zwar unglaublich viel Verkehr und daher auch Smog, aber wir trafen auf so viele nette Leute, die uns zum Essen einluden oder uns ihre Hilfe anboten. Die Gastfreundschaft der Iraner ist unglaublich toll 🙂

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Jul 03

Erste Tage im Iran 25. – 28. Juni

Der Iran ist das erste Visum- und Carnetpflichtige Land auf unserer Reise. Für uns war es erstaunlich, wie viel Stempel und Papier für die Einreise nötig waren. Wir brauchten ungefähr eine Stunde, was wohl ein guter Wert ist, wenn man mit anderen Berichten im Internet vergleicht.
Lustigerweise wird nirgends überprüft, ob man eine Haftpflichtversicherung für das Fahrzeug besitzt.
Es ist unklar, ob diese überhaupt obligatorisch ist. Wir haben eine abgeschlossen, die typischen Schweizer, die wir sind :-).
Dabei hat uns ungefragt ein „Helfer“ geholfen. Ohne hätten wir es evtl. auch nicht geschafft, da der Versicherungsheini natürlich kein Englisch gesprochen hat.
Dem „Helfer“ haben wir dann seine „Provision“ um 70€ runter gehandelt und mit 100€ pro Töff wohl immer noch zu viel bezahlt..
Dafür sind wir nun ein ganzes Jahr im Iran versichert, Hurra!
Dieser „Helfer“ wurde bis jetzt nur noch durch jenen „Friend“ an Unverschämtheit überboten, der uns in Doğubeyazıt auf der Strasse iranische Rial für einen um Faktor 5 zu kleinen Kurs wechseln wollte!
Von der Grenze sind wir nach Tabriz gefahren. Ein freundlicher iranischer Motorradfahrer hat uns zum El-Goli Park geführt. Dort kann man campen und es gibt für wenig Geld die Möglichkeit fertig aufgebaute Zelte mit richtigen Betten darin in einem abgetrennten Teil des Parks zu beziehen. Wir haben uns für die zweite Möglichkeit entschieden, da wir zu faul waren, unser Zelt aufzubauen :-). Zum Glück, wie sich herausstellte! Denn das eigene Zelt hätten wir inmitten des öffentlich zugänglichen Raums des Parks aufstellen müssen. Da Ramadan ist, wird für die Iraner die Nacht zum Tag und so ist es nach der Iftar- Zeit im Park rappel voll und wir hätten wohl nur wenig Ruhe bekommen..
Als wir später durch den Park spazierten, wurden wir von Sima und Niloofar angesprochen. Die zwei Studentinnen freuten sich, dass Sie mit uns Englisch sprechen konnten und boten sich an, um uns die Stadt zu zeigen. Am folgenden Tag, trafen wir uns also und besuchten zusammen den grossen Basar, organisierten eine iranische SIM- Karte, wechselten Geld, usw. Uns allen hat es sehr viel Spass gemacht, über die gesellschaftlichen und kulturellen Unterschiede zu sprechen und in einer Moschee rumzublödeln :-).
Am letzten Tag in Tabriz haben wir mit Sima einen Ausflug nach Kandovan unternommen. Dort gibt es in den Felsen gehauene Behausungen, ganz ähnlich jenen in Kappadokien. In Kandovan lebt die bäuerliche Bevölkerung jedoch immer noch darin! Die Bewohner lassen einem gegen einen kleinen Zustupf ihr Heim anschauen. Grösser könnte der Kontrast zu unseren modernen westlichen Wohnungen fast nicht mehr sein.
Sima hat uns für den Ausflug ein Taxi organisiert, da Sie nicht mit dem Motorrad mitkommen wollte. Bei der Rückfahrt musste der Taxifahrer anhalten, da der Fahrer vor Ihm stoppte um mit seinen Freunden am Strassenrand zu plaudern. Nach einigen Sekunden entschied er, dass dies besser funktionieren würde, wenn er einige Meter zurückfahren würde. Sehen wohin man fährt, ist im Iran nicht so wichtig. Hupen tut eh jeder, kann man also auch ignorieren. Somit wäre die einzige Rettung für unseren Taxifahrer gewesen, wenn er es blitzschnell geschafft hätte, den Rückwärtsgang einzulegen und loszufahren. Hat er leider nicht und so kam es zum Crash. Der Crash- Verursacher wollte seine Schuld nicht eingestehen, gedeckt von seinen ebenso einfältigen Freunden. Die Polizei wollte unser Taxifahrer aus unbekannten Gründen nicht rufen und so blieb er auf dem Schaden sitzen. Die Fahrt konnten wir mit dem beschädigten Auto fortsetzen, aber der Fahrer tat uns leid und die Stimmung war am Boden. Nebst all den netten Menschen, sind auch im Iran, wie wohl überall auf der Welt, genau dann, wenn man sie am wenigsten braucht, ein paar Vollidioten zur Stelle.
Laura und Claudine haben wir in Doğubeyazıt schon kennen gelernt, sie sind mit ihrem umgebauten Mercedes Sprinter ebenfalls im Park stationiert. Ich konnte Ihnen bei einem elektrischen Problem mit Ihrem Gefährt helfen (sporadischer Komplettausfall Bordelektrik, defekten Batterietrennschalter ausgebaut, ok) und sie transportieren als Gegenleistung unsere Ersatzreifen nach Usbekistan!

Jun 24

Letzte Tage in der Türkei 18.- 24. Juni

Nachdem wir einen Tag bei Regenwetter im Hotel mit organisatorischen Dingen und dem Schreiben von Blog- Einträgen verbracht haben, machten wir von Tatvan aus einen Ausflug zum dortigen Nemrut Dağı. Der Berg mit demselben Namen, wie derjenige mit den Götterstatuen, ist ein erloschener Vulkan. Die Spitze des Berges wurde bei der Explosion weggeschleudert und es haben sich Kraterseen gebildet. Man kann mit dem Motorrad in den Krater und zu den Seen fahren. Es gibt auch eine heisse Quelle und einen Campingplatz. Diesen werden wir das nächste Mal besuchen :-).

Von Tatvan aus zu dem Krater, gibt es eine Strasse in ziemlich guten Zustand. Vom Krater aus Richtung Ahlat, gibt es eine Schotterstrasse, welche wir dann auch genommen haben, da wir in Ahlat noch einen alten seldschukischen Friedhof besichtigten.

Am folgenden Tag fuhren wir lediglich von Tatvan nach Van. Eigentlich suchten wir nach einer Unterkunft, wo wir bis ende Monat bleiben können, um nicht zu früh in den Iran einzureisen. Wir haben nur ein einmonatiges Visum für den Iran und das Visum für Turkmenistan beginnt anfangs August. Das Hotel in Tatvan war aber ungeeignet, da wir unsere Motorräder direkt an einer Strasse mit vielen Passanten parken mussten.

 

In der Nähe von Van haben wir ein schönes Hotel gefunden, aber dann trotzdem den Zeitplan über den Haufen geworfen. Mit der unklaren Sicherheitslage und dem Wissen, dass in der Umgebung vor kurzem Menschen bei Anschlägen auf die türkischen Sicherheitskräfte gestorben sind, fühlen wir uns nicht wohl. Wir haben den Konflikt unterschätzt, auch weil in den europäischen Medien bei weitem nicht die gesamte Tragweite davon vermittelt wird. Wie krass es wirklich ist, werden wir später noch sehen..

Infolge dessen, habe wir nur die Insel Akdamar besucht, wo wir tatsächlich mal im Van- See badeten und einen neuen Plan erarbeitet.

Kurdistan innerhalb der Türkei zu verlassen, schien uns nicht sinnvoll, da wir bis ans schwarze Meer hätten fahren müssen, um in sicheres und halbwegs interessantes Gebiet zu kommen. Die Grenzübergänge zum Iran liegen aber alle in Kurdistan, somit hätten wir nach ein paar Tagen eh wieder zurück fahren müssen. Somit haben wir uns entschlossen, früher als geplant in den Iran zu fahren und dort unser Visum verlängern zu lassen.

Wir wollten uns auch noch neue Reifen schicken lassen, da dies in den folgenden Ländern nicht mehr so einfach / günstig möglich ist. Deshalb haben wir in Doğubeyazıt ein Hotel gebucht, wo wir auf die Reifen warten und dann das Land verlassen möchten.

Am letzten Abend bei Van hatte Silvia wieder einmal die Möglichkeit, sich von ihrer tierliebenden Seite zu zeigen. Sie hat vom Fenster des Hotelzimmers aus beobachtet, wie einige Halbstarke einen kleinen Hund in eine ummauerte Wiese auf dem Grundstück nebenan geworfen haben. Schnell war klar, dass der kleine Bello dort gefangen war, denn es gab nur ein geschlossenes Tor als Zugang und offensichtlich kein Schlupfloch. Der Kleine Jaulte herzzerreissend, als er seine ausweglose Situation erkannte. Für Silvia war es klar, dass das so nicht geht. Alleine eine Befreiungsaktion starten, wollten wir nicht, da es uns nicht besonders schlau erschien, auf einem fremden Grundstück über eine Mauer zu klettern, ohne uns sprachlich verständlich machen zu können.

Zum Glück kamen wir etwas später am Abend mit Gürsel ins Gespräch, einem Bauingenieur, nebst uns der einzige Gast im Hotel. Ihm erklärten wir die Lage und er konnte das Problem den nicht wirklich englisch sprechenden Angestellten des Hotels verständlich machen. Sie versprachen, sich darum zu kümmern. Wir verbrachten danach einen lustigen Abend mit Gürsel mit Gesprächen über Gott und die Welt. Am nächsten Morgen war der Hundi jedoch immer noch in seinem Gefängnis zu sehen! Silvia hakte nochmals nach und als Folge machten wir uns zusammen mit zwei Hotelangestellten zur Rettung auf. Durch einen Spalt im Maschendrahtzaun des Tors konnte ich mich durchzwängen und das völlig verängstigte Tier retten. Im Hotel bekam es Wasser und Wurst und konnte sich so von seinem Schock erholen. Zusammen mit einem anderen Hund konnte der kleine Hund nun vorerst im Hotel bleiben.

Nach dieser Aktion lud uns Gürsel ein, „seine“ Baustelle zu besichtigen. Das taten wir sehr gerne und so hatten wir die Möglichkeit, uns die Entstehung eines neuen Strassenstücks inkl. Landgewinnung und Brücken erklären zu lassen.

Danach machten wir uns auf, die 180km nach Doğubeyazıt unter die Räder zu nehmen. Nach Van geht es ca. 90km ohne Abzweigung oder grössere Ortschaften durch die Berge. In einer kleinen Ortschaft stand ein Absperrgitter mit einem Schild der türkischen Polizei, auf der Strasse. Die Beschriftung auf dem Schild natürlich nur auf türkisch. Ist ja nicht so, dass wir uns auf einer Hauptverkehrsachse Richtung Iran befinden würden!

Neben dem Gitter war jedoch noch genügend Platz um daran vorbei zu Fahren. Das taten auch div. Domlus und LKW während dem wir hielten um uns ein Bild der Situation zu machen. Ich befragte mit Händen und Füssen den Fahrer einen Lieferwagens. Er gab ein zögerliches „go“ als Antwort. Irgendwas ist also nicht 100% ok, aber ein Transit scheint machbar zu sein.

Was nicht ok ist, sahen wir ca. 30km später. Auf einem kleinen Pass, nach einer Kurve, war die Strasse durch einen Erdwall blockiert. Da ich die Umfahrung der Blockade zuerst nicht sah, hielt ich an und schaute mir die Situation an: Der Erdwall war offensichtlich zum alleinigen Zweck der Blockade errichtet worden, denn dahinter ging die Strasse weiter. Als ich wieder auf dem Motorrad sass und auch die Umfahrung sah, kamen zwei Teenager auf Pferden auf uns zugeritten. Als sie näher kamen, war zu sehen, dass sie vermummt waren. Waffen waren keine zu sehen. Ich beschloss, auf die Jungs zu warten, da sie uns auf der unwegsamen Umfahrung eh eingeholt hätten und wir ja auch nicht auf der asphaltierten Strasse zurück fahren wollten. Die Jungs versuchten schliesslich erfolglos Geld, Alkohol und Zigaretten zu erbetteln. Danach zeigten sie uns die Umfahrung.

Auf der Umfahrung sahen wir eine sehr merkwürdige Szene: ca. 50m entfernt stand ein LKW entgegen unserer Fahrtrichtung. Der Fahrer des LKWs war ca. 20m von dem LKW entfernt und rannte zu diesem zurück. Es sah so aus, als ob er von einem Reiter verfolgt werden würde! Diese Szene war zu viel für unsere angeschlagenen Nerven und veranlasste uns, umzukehren. Wir verliessen also die Umfahrung und fuhren ca. 2km auf der asphaltierten Strasse zurück. Dann hielten wir an und berieten das weitere Vorgehen. Ein LKW, der vor dem, mit dem rennenden Fahrer fuhr, sah uns am Strassenrand und hielt an. Er hat vermutlich die Szene mit seinem Kollegen und unsere Flucht beobachtet. Nach einigen typisch türkischen „no problem“ seinerseits hatten wir das Gefühl, dass wir die Szene evtl. fehlinterpretiert hatten. Während unseres Dialogs ist zudem der LWK mit dem rennenden Fahrer an uns vorbeigefahren. Scheinbar tatsächlich „no problem“.

Wir wagten deshalb noch einen neuen Versuch und konnten ohne Probleme auf der Umfahrung die Blockade passieren. Es waren keine Reiter mehr zu sehen.

Ich glaube, wir haben uns nie in unmittelbarer Gefahr befunden, wir sind schliesslich nur harmlose Zivilisten, dennoch zeigt dieser Erlebnis, wie wenig die Regierung die Lage im Griff hat!

Bei der Einfahrt in Doğubeyazıt war dann erstmals der Arrarat zu sehen. Ein sehr beeindruckender Berg! Am folgenden Tag haben wir den renovierten Ishak-Pascha-Palast besichtigt, zudem sind unsere Reifen beim Hotel eingetroffen. Wir können also in den Iran einreisen!

Jun 18

Ostanatolien 15.-17. Juni

Nachdem wir uns von Omer verabschiedet hatten, fuhren wir nach Kâhta. Dort wollte uns Ali (Kollege von Omer, welcher uns an 2 Abenden bekochte) seine Schule und Lehrer Kollegen zeigen. Wir wurden zu Tee und Kaffee eingeladen und in ein Gespräch über die Schweizer Abstimmung über das Grundeinkommen verwickelt. Interessanterweise, haben die Türken diese Abstimmung gespannt verfolgt und können nicht verstehen, wieso das Schweizer Volk Nein gestimmt hat. Nach diesem lustigen Abstecher in die Schule machten wir uns auf nach Şanlıurfa. Auf dem Weg dorthin besichtigten wir den Atatürk Barajı, ein riesiger Staudamm.

In Şanlıurfa angekommen quartierten wir uns in einem Hotel bei Omers Kollege Mustafa ein. Wir schauten den heiligen Karpfenteich (Teich des Abrahams), die Burg und das neue Archäologische Museum an. Für das Museum hatten wir einen eigenen Guide, welcher Englisch sprach und uns durchs Museum führte. Dies, weil ich beim Ticket kauf gefragt habe, ob die Ausstellungsstücke nur Türkisch oder auch Englisch angeschrieben sind und die Ticketverkäuferin mich nicht verstand, da sie nur türkisch Sprach 😉 Wie sich dann herausstellte, war alles in Englisch, aber einen Gratis Guide der einem durchs Museum führt, war auch nicht schlecht 🙂

An den Abenden sassen wir mit ein paar anderen Gästen auf der Terrasse des Hotels, tranken Tee und unterhielten uns. Mustafa ist viel gereist, daher hatte auch er viele Tipps bezüglich Hotels, Sehenswürdigkeiten oder Essen für unsere weitere Reise.

Nun mussten wir irgendwie nach Tatvan kommen. In den vergangenen Tagen haben wir viele Einheimische um Rat gefragt, wo wir denn nun durchfahren können und wo es sicher ist. Wie sich herausstellte hatten viele eine Meinung, aber jeder eine andere…

Selbst Leute, die nur wenige Kilometer von Diyarbakır entfernt wohnen, konnten nicht mehr über die politische Situation sagen, ausser, dass es für Touristen sicher sein soll. Nun denn, uns wurde gesagt, dass wir Mitten durch die Ortschaften, welche bei uns in den Nachrichten als Unsicher und Gefährlich gelten, durchfahren sollten. Schliesslich taten wir genau das. Wir fuhren von Şanlıurfa nach Siverek und dann quer durch Diyarbakir, Silvan, Bitlis nach Tatvan. Wir waren nervös, da wir nicht wussten, was uns erwartet. Auf dem Weg passierten wir einige Militär-Kontrollen, welche uns aber immer passieren liessen, als sie merkten, dass wir nicht Türkisch reden konnten und aus der Schweiz sind. Wir sahen einige eingezäunte Militärareale und passierten Wachposten, welche hinter Sandsäcken und Stacheldraht Stellung hielten. Ebenso fielen uns einige Panzer auf. Für uns ist es nicht ersichtlich, wie die Situation wirklich ist. Aber da in allen Orten, welche wir passierten, ein ganz normales Tagesgeschäft auf den Strassen vonstatten ging und wir somit viele Leute sahen, gehen wir davon aus, dass momentan die Lage entspannt ist.

Als wir in Tatvan ankamen meldeten wir uns im Hotel an. Als wir wieder nach Draussen traten, sahen wir erstaunlich viele Menschen beim Abstell-Platz unserer Motorräder. Direkt dahinter hatte es anscheinend einen Unfall gegeben. Ein Lastwagen und ein PKW fuhren seitlich ineinander, so dass der Spiegel des PKWs abfiel. An sich keine grosse Sache, aber hier gab es ein riesigen Tumult. Plötzlich kamen von überall Her Leute und gaben ihren Senf dazu. Einer war ausser sich und nahm eine Flasche und schmiss sie gegen den PKW. Ein heftiges Gerangel zwischen ein paar Passanten entstand… Und unsere Motorräder mitten drin…

Irgendwie gelang es uns, unsere Motorräder zu retten und einen Weg aus der Menschenansammlung zu finden 😀

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