Das Greenhouse in Duschanbe ist gut besucht von Velofahrern, die durch den Pamir wollen oder vom Pamir kommen. Ein Paar aus Holland, das schon drei Jahre mit ihren Motorrädern rund um die Welt unterwegs ist, ist auch dort.
Da sich aufgrund der Höhe und der extremen Witterungsbedingungen die Strassenzustände sehr schnell ändern können, ist es eine gute Idee, sich an so einem Ort über den aktuellen Zustand zu Informieren. Zudem gilt es auch, einige Entscheidungen bezüglich der Routenwahl zu treffen.
Wir haben uns entschieden, von Duschanbe bis Kalaikhum die „Nordroute“ zu nehmen. Dies bedeutet, dass wir bereits von Duschanbe aus auf dem, von den Sowjets im Jahre 1940 gebauten, „Pamir Highway“ fahren würden. Diese Strecke wird nicht mehr gut unterhalten. Im Gegensatz zu der „Südroute“, wo chinesische Firmen mit dem Ausbau der Strasse beschäftigt sind, da diese Strecke durch dichter besiedeltes Gebiet führt und somit wichtiger ist. Die Einheimischen, die Lastwagen und auch die 4×4 Taxis für die Touristen sind deshalb auf der Südroute zu finden. Dies war das Hauptargument für uns, die „Nordroute“ zu nehmen. Darüber, welche Route Landschaftlich schöner ist, scheiden sich die Geister..
Nachdem wir einen Tag für Dinge wie Reifenwechsel, Sim- Karte kaufen und relaxen im Greenhouse investiert haben, ging es endlich los!
Auf den ersten 150km wird die Strasse kontinuierlich schlechter. Gibt es zu beginn noch lange Strecken mit gutem Asphalt, nimmt der Schotteranteil später kontinuierlich zu. Nach 150km, nach dem Überqueren des Flusses „Vakhsh“, gibt es dann nur noch Schotter.
Auf einem Stück guten Asphalt in einer Ortschaft, ca. 50 km. ausserhalb von Duschanbe wurden wir von den Ordnungshütern raus gewunken: knapp 20Km/h zu schnell, haben sie mit der Laserpistole gemessen. Nach ein bisschen Rumwitzeln und der Zahlung von umgerechnet 20 CHF (für beide) war die Sache gegessen, Quittung gab es keine. So läuft das hier. Ein erstes Anzeichen dafür, dass Tadjikistan tatsächlich ein Motorrad- Paradies ist!
Auch landschaftlich und fahrerisch war diese erste Etappe super. Es gibt viele Erdrutsche, die nicht von der Strasse entfernt wurden, sondern es wurde einfach ein Schotter- oder Erdweg über das Hindernis eingerichtet. Nach dem überqueren des „Vakhsh“ Flusses Richtung des ersten Passes, gibt es einige Wasserdurchquerungen. Da die Bäche zu dieser Jahreszeit nicht viel Wasser führen, sind diese kein Problem für uns. Wie schon einige male auf unserem Trip, haben wir auch diesbezüglich Horrorstories gehört und die Realität präsentierte sich dann völlig unspektakulär..
Diese erste Etappe endete in Kalaikhum, wo sich die „Nordroute“ und die „Südroute“ vereinigen.
Am nächsten Tag folgten wir den ganzen Tag dem Panj nach Khorog. Der Panj stellt hier die Grenze zu Afghanistan dar und wir konnten die ganze Zeit rüber schauen. Irgendwann am Morgen hat Silvia ihr Nummernschild verloren. Der Kunststoffhalter ist einfach gebrochen und mitsamt dem Nummernschild abgefallen. Gemerkt haben wir während der Fahrt natürlich nichts. Als wir den Verlust dann bei einem Halt bemerkt haben, sind wir die letzten paar Kilometer zurück gefahren, da die Strasse da besonders schlecht war. Gefunden haben wir das Nummernschild jedoch nicht mehr..
Als wir gegen Abend in Chorug an kamen, standen zwei Motorradfahrer am Strassenrand. Es handelte sich um Anna und Howard aus England. Wir sprachen sie an und sie hielten uns davon ab, uns wie geplant in der bekannten Pamir Lodge einzuquartieren. Scheinbar hatten dort zu diesen Zeitpunkt die meisten Gäste üble „Würmer“. Als wir im Greenhouse waren, gab es dort zwei Gäste mit demselben Problem und der Verdacht liegt nahe, dass die „Würmer“ von Gästen von dem einen zu dem anderen Hostel gebracht wurden.
Gemeinsam suchten und fanden wir dann eine Alternative zu der Pamir Lodge. Howard begann sofort mit dem Zerlegen seines Gefährts auf der Suche nach der Ursache des schlechten Motorlaufs. Währenddessen suchte ich eine Lösung für Silvias verlorenes Nummernschild. Der Besitzer des Hotels holte seinen bestimmt schon 70 jährigen Nachbarn und dieser zeigte sich sofort bereit, ein Nummernschild nach Vorlage meines Nummernschildes zu fertigen. Umgerechnet 10 CHF sollte der Spass kosten.
Der Nachbar verschwand dann mit meinem Nummernschild und wir gingen Essen. Kurz nachdem wir wieder zurück waren, erschien der Nachbar schon mit dem neuen Nummernschild! Wie er bereits angekündigt hatte, hatte er es auch dünnerem Blech gefertigt, aber ansonsten war es eine super Kopie. Er hat sogar die Ziffern und die Wappen ausgeprägt und die Farben der Wappen stimmten auch!
Da wir mit diesem Nummernschild auch einen Grenzübertritt wagen würden, können wir uns nun Zeit lassen mit dem organisieren eines Polizeirapportes um vom Strassenverkehrsamt ein original schweizer Nummernschild zu erhalten.
Howard und Anna düsten am nächsten morgen vor uns los, da wir noch Geld besorgen und Silvias Navi zur Garantieabwicklung in die Schweiz schicken wollten. Wir haben keine Ahnung, ob das Navi jemals die Schweiz erreicht, aber Silvia wollte so schnell wie möglich wieder ein funktionierendes, weshalb wir die erste Gelegenheit zum Verschicken ergriffen. Touratech Schweiz erklärte sich leider nicht bereit, ein Ersatzgerät zu schicken. Wir haben uns entschlossen, durch das Wakhan- Valley zu fahren, da es hiess, dieser kleine Umweg sei landschaftlich schöner als der Pamir Highway. Tatsächlich war diese Strecke dem Panj entlang noch schöner als jene am Tag zuvor!
Allerdings muss man sich in Acht nehmen vor den 4×4 Taxis für die Backpacker! Diese brausen viel zu schnell durch die teilweise unübersichtlichen Kurven auf den Schotterstrecken. Ich kann mir gut vorstellen, dass es einmal zu einen schweren Unfall kommt, wenn sich zwei solcher möchtegern Loebs „treffen“..
Gegen Mittag überholten wir Howard und Anna. Gegen Abend machten wir uns auf den steilen und steinigen Weg zu der bekannten Bibi- Fatima Quelle. Wir nahmen uns in dem dortigen Hotel ein Zimmer, welches wir mit Howard und Anna teilen, die später eintrafen, als das Hotel sonst schon ausgebucht war.
Aussicht kurz nach Duschanbe
Aussicht auf den „Vakhsh“
Typisches Teilstück Schotterstrasse
Nach Überquerung des „Vakhsh“