Sep 16

Lahore – Leh (3.9 – 8.9)

In Lahore erledigte ich einen Ölwechsel an dem Motorrad und schaute mir das Fort und die Moschee an. Die Luftfeuchtigkeit war unerträglich hoch, weshalb ich keine Lust hatte lange dort zu bleiben und nach zwei Tagen bereits weiter nach Indien fuhr. Nach einem weiteren problemlosen Grenzübertritt fuhr ich mit gemischten Gefühlen Richtung Jammu. Ich hatte soviel negatives über Indien gehört und das Klima war fies. Es fiel mit deshalb schwer dem Land und den Leuten mit der für mich sonst üblichen Objektivität entgegenzutreten. Ich nahm die Schnellstrasse Richtung Norden, in der Hoffnung auf ein besseres Klima. Hier hellte sich die Stimmung schon wieder ein wenig auf, denn ich kam zügig voran und der Verkehr war auch nicht schlimmer als in den Wochen zuvor. In Jammu halfen mir freundliche einheimische Motorradfahrer auf der Suche nach einem Hotel.

Am nächsten Tag wollte ich nach Srinagar fahren. Ich wurde ein wenig faul und fuhr erst um ca. 10:00 los. Ein Fehler, wie sich bald heraus stellte. Die Strasse durch Kaschmir war kurvenreich und voller LKWs. Ich also ständig damit beschäftigt, diese zu überholen. Da die LKWs sich auch blind gegenseitig überholen, gab es immer wieder Situationen, wo mir nichts anderes übrig blieb, als links ran zu fahren, um dem entgegenkommenden LKW Platz zu machen. Ich musste mich immer wieder dazu mahnen, langsam zu fahren, um für solche Situationen bereit zu sein. Dadurch kam ich natürlich überhaupt nicht vorwärts und erreichte erst kurz vor 18:00 Anantnag, ein Ort ca. 50km von Srinangar entfernt. Hier schien die Strasse teilweise zwei Spuren je Richtung zu haben und nicht mehr so kurvenreich zu sein. Ich versprach mir dadurch, Srinangar noch vor dem Sonnenuntergang erreichen zu können. Leider machte mir die politische Situation in Kaschmir einen Strich durch die Rechnung. Seit zwei Monaten schon, ist der Konflikt dort wieder aufgeflammt und es gibt täglich Demonstrationen, zum Teil mit Toten. Auch an diesem Tag wurden wohl wieder Steine geworfen und die Polizei sperrte deshalb die Strasse nach Srinangar. Zuerst hiess es, die Situation sei in einer halben Stunde wieder unter Kontrolle und die Strasse dann wieder frei, später stelle sich dann aber heraus, dass es an diesem Tag nichts mehr wird. Während dem ich wartete, gesellte sich eine Gruppe indischer Biker zu mir und wir bezogen ein Hotel in Anantnag. Wir beschlossen, am nächsten Tag gemeinsam durch Srinagar und weiter östlich zu fahren, bis wir wieder in konfliktfreiem Gebiet sind.

Wir mussten dann über diverse Umwege durch Srinagar fahren und ich war froh, dass sich die Jungs in ihrer Sprache den sichersten Weg von den überall präsenten Soldaten erfragen konnten. Auf der Strasse Richtung Leh hatte es dann zwar auch noch grosses Militäraufkommen, es schien jedoch ruhig zu sein. Da die Inder mit ihren indischen „Royal Enfield“ und „Bajaj“ unglaublich langsam vorwärts kamen, trennten sich unsere Wege dann wieder. Am Nachmittag erreichte ich dann mein Tagesziel, Kargil. Hier lernte ich wiederum indische Biker kennen, die schon im Ladakh waren. Sie konnten mir gute Tips für das Gebiet geben und luden mich zum Nachtessen und Whiskey- Trinken ein :-). Am nächsten Tag folgte die traumhaft schöne Strecke nach Leh. Der Schwierigkeitsgrad war nicht sehr gross, kein Schotter und kaum Verkehr und somit genau richtig um wieder einmal ein bisschen die Seele baumeln zu lassen und einfach zu geniessen. Ein Besuch des alten buddhistischen Klosters bei Alchi tat sein übriges dazu bei. Josef, mit dem ich durch China fuhr, war noch für eine Nacht in Leh, weshalb ich ein Zimmer in demselben Guesthouse wie er nahm.

Sep 09

Skardu – Lahore (29.8 – 2.9)

Skardu ist eine dreckige, unfreundliche Stadt. Auch empfehlen mir Leute immer wieder, die PTDC Hotels zu besuchen, aus „Sicherheitsgründen“. Dasjenige in Skardu kann ich jedoch niemandem empfehlen. Das Preis- /Leistungsverhältnis ist viel zu schlecht. Nachdem ich einen Tag dort verbracht habe, freute ich mich deshalb, weiter zu ziehen.

Mein Tagesziel war Naran, gelegen im gleichnamigen Tal und eine „Abkürzung“ gegenüber dem KKH. Insgesamt 360km Strecke.

Über die ersten 170km von Skardu zum KKH habe ich von „wir sind dort nicht durch gefahren, die Strasse ist zu gefährlich“ bis zu „Strassenzustand ist ok“ alles gehört. Das kann einem verwirren. Mich hat es dazu gebracht, mal ein bisschen früher auf zu stehen, sodass ich vor 8:00 schon unterwegs war und genügend Zeit hatte. Ich habe mir dann noch einen kleinen Abstecher zu dem „oberen Shangrila See“ erlaubt. Schön, aber nicht mit dem Rama See zu vergleichen..

Die Strasse zum KKH, immer dem Indus folgend, war nicht wirklich schlimm. Erdrutsche, welche überfahren werden mussten, Wasserdurchfahrten, keine Randsicherung, man gewöhnt sich daran..

An einer kleinen Steigung stand ein Kleinlaster und mehrere Männer versuchten erfolglos, das Gefährt rückwärts hangabwärts zu schieben. Offenbar, um es anzuschieben. Als sie mich kommen sahen, winkten sie mich heran. Ich sollte also mithelfen. Ich war scheinbar tatsächlich das Zünglein an der Waage, denn nun konnten wir den Dieselmotor über den ersten OT bringen und beim Zweiten sprang er an! Alle freuten sich und fuhren weiter.

Beim KKH angelangt, folgten 165km bester Asphalt mit nur wenigen Schottereinlagen. Unterwegs traf ich eine Gruppe Pakistanischer Biker. Die sind zu Hauff unterwegs und es ist immer wieder lustig, mit ihren zu sprechen. Der typische pakistanische Biker ist mit einem 125ccm Bike unterwegs und sehr „preisbewusst“ ausgestattet. Besagte Gruppe stammte aus Karachi und war am Kunherjab Pass. Nun waren Sie auf der Heimreise in den Süden. Ursprünglich waren sie 24 Personen, nun noch 3. Der Rest ist wegen technischem oder fahrerischen KO sprichwörtlich auf der Strecke geblieben. Wir witzelten darüber, dass das ja eine noch viel schlechtere Bilanz ist, als bei Silvia und mir :-).

Um 16:10 traf ich an der Abzweigung zum Babusar Pass ein. Dort war ein Checkpoint der Polizei und ein Schild, das besagt, dass der Pass ab 16:00 nicht mehr befahren werden darf. Die netten Polizisten schien das jedoch nicht zu kümmern und so konnte ich problemlos passieren. Die Anfahrt zum Babusar Pass ist eigentlich in gutem Zustand. Hie und da gibt es V-förmig angeordnete, quer über die Fahrbahn reichende Betonplatten, die als Wasserkanal für die Talwärts fliessenden Bäche dienen. Einen solchen Kanal sah ich zu spät und brauste mit ca. 70km/h hinein. Einer jener typischen Momente, wo man nur noch Passagier ist und hofft, dass alles gut kommt.. Ein Bauer am Strassenrand warf die Hände vor den Kopf. Ich war von Kopf bis Fuss nass, als ich, immer noch als Einheit mit meinem Motorrad, die Wasserdurchfahrt hinter mir hatte. Ich liess mir nichts anmerken, nickte dem Bauern kurz zu „so machen wir das bei uns!“ und fuhr weiter.

Nach dem Pass ging es auf landschaftlich schöner Strecke nach Naran. Plötzlich überholte mich ein Polizeiauto und hielt mich an. Reflex-mässig überlegte ich mir, welche in Europa geltende Verkehrsregeln ich während den letzten km verletzt habe. Es fielen mir einige ein. Dann fiel mir wieder ein, dass ich nicht in Europa bin und ich entspannte mich wieder. Es stellte sich dann heraus, dass die Jungs mich eskortieren wollten, weil das Gebiet hier nicht sicher sei. Was ihre Kiste hergab, rasten sie dann davon und ich hatte schon fast Mühe, ihnen zu folgen. Nach ca. 2km kurvenreicher Raserei durch unbesiedeltes Gebiet hielten sie dann wieder an, erklärten mir, dass es nun wieder sicher sei und kehrten um.. Wie geplant fuhr ich dann noch bis Naran und besuchte am folgenden Tag den Saif-ul_Maluk. Einen weiteren Bergsee, aber auch nicht so schön wie der Rama See und viel zu überlaufen mit Touristen.

Danach war meine Zeit in den Bergen leider schon zu Ende und ich machte mich auf den Weg nach Islamabad. Nachdem ich das Naran Tal verlassen hatte und mich wieder auf dem KKH befand, stiegen die Temperatur und das Verkehrsaufkommen kontinuierlich an. Beides erreichte seinen Zenit in einem Kaff namens Abottabad. Die ganze Stadt schien sich auf der Hauptstrasse zu befinden. Dies führte zu einem ca. 10km langen Stau. Dicht an Dicht wurstelten sich LKWs, Busse, PKWs, Motorrikschas, Motorräder und Eselskarren durch die Stadt. Ungeachtet jeglicher Regeln wurde jeder cm ausgenutzt! Ich war stolz darauf, etwa gleich schnell wie die anderen Motorradfahrer vorwärts zu kommen. Ich besass mehr Leistung, sie kompensierten das Leistungsdefizit mit mehr Wahnsinn. In Islamabad selbst, war die Verkehrssituation dann sehr entspannt. Ich blieb nur eine Nacht in Islamabad, da sich schnell heraus stellte, dass es hier nicht wirklich viel zu sehen gibt. Leider antwortete Farhan, den ich in Rama kennen gelernt hatte und der hier wohnte, nicht auf meine Meldungen, womit ein Besuch bei ihm auch ausfiel.

Die folgende Etappe nach Lahore fand auf der N5 statt, einer Art Schnellstrasse. Es gäbe auch eine Autobahn, die von Motorrädern aber nicht benutzt werden darf. Da die N5 meist zwei reguläre Spuren pro Richtung aufweist, kommt man gut voran. In Lahore checkte ich dann in das im Vorfeld gebuchte Hotel ein.

Aug 31

Hunza – Skardu (25.8 – 28.8)

Da sich die Wege von Josef und mir in Hunza trennten, war ich also nun alleine unterwegs. Da langsam klar wurde, dass der KKH tatsächlich Ähnlichkeiten mit einem Highway hat (nicht so wie der Pamir Highway) und mir das zu langweilig war, beschloss ich, eine kleine Runde abseits des KKH zu drehen. Mein erstes Ziel dabei war Rama, bzw. der Rama See. Dieser befindet sich oberhalb von Astore in einem Seitental des Astore Tals.

Die Strecke war genau nach meinem Geschmack. Zuerst fuhr ich auf dem KKH mit der gewohnten Qualität bis kurz nach Gilgit. Danch bog ich in das Astore Seitental ab, bis nach Astore. Diese Strasse war schon abenteuerlicher. Stellenweise gab es Schotterpassagen und die Strasse schmiegte sich eng an die Seitenwand des Tales. Auf der linken Seite ging es ohne Randsicherung steil runter zum Fluss. In Astore ging eine kleine Nebenstrasse steil den Berg hoch. Schilder gab es keine und in der OSM Karte war der Weg auch nicht eingezeichnet. Die Leute in Astore waren jedoch sehr hilfsbereit und so konnte ich mir ohne Probleme den Weg erfragen. Vor allem innerhalb von Astore war die Strasse in einem sehr schlechten Zustand. An einigen Stellen floss Wasser quer über die Steine, die wohl in besseren Zeiten den Unterbau einer Asphaltstrasse darstellten. Ausserhalb der Ortschaft wurde es wieder besser und die Strasse führte durch ein traumhaftes Tal. Schliesslich erreichte ich in einem kleinen Waldstück das PTDC (Pakistan tourism development corporation) Hotel, das mir empfohlen wurde. Leider hatte es keine freien Zimmer mehr und so übernachtete ich im Zelt neben dem Hotel.

Ich machte Bekanntschaft mir vier Jungs aus Islamabad, die offensichtlich auf Alkohol- und Drogentour durch den Norden Pakistans waren. Sie hatten von einem Bauern eine Ziege gekauft, geschlachtet, zerstückelt und luden mich zum Essen ein. Obwohl keiner der Jungs bei klarem Verstand war, geriet die Ziege dennoch perfekt und wir verbrachten einen lustigen Abend.

Die Jungs düsten am nächsten Tag mir ihrem Pickup weiter und ich machte mich zu Fuss auf zum Rama See. Nach ca. einer Stunde Marsch erreichte ich den Gletschersee auf 3300m Höhe. Die ganze Szenerie war majestätisch, kein Mensch war zu sehen und so setzte ich mich an den See und genoss die Stille. Diese währte nicht lange. Bald lief ein aufgeregter Pakistani auf mich zu mit zwei weiteren Jungs im Schlepptau. Der Aufgeregte Typ war ein Tourist namens Farhan, die anderen zwei Einheimische. „Let’s take a dip in the lake“, „let’s take a dip in the lake“ rief Farhan mir zu. Rund um den See war Schnee und Eis zu sehen, was ja nicht gerade eine angenehme Wassertemperatur versprach.. Nach den kiffenden und koksenden Jungs vom Vorabend schon der nächste Spinner. Ich war an einem merkwürdigen Ort angelangt. Und es gefiel mir sehr da :-). Also zogen wir uns bis auf die Unterhosen aus und ab ging es Richtung Kalt und Nass. Nach dem Schwimmen blieben wir noch einige Minuten in Ufernähe stehen und als sich langsam die Taubheit in die Beine schlich, verliessen wir den See wieder. Nach diesem Erlebnis verbrachte ich den Rest des Tages mit Farhan und seiner weiblichen Begleitung, die später auch noch auftauchte und nicht sehr erfreut war über unsere Aktion.

Nach einer weiteren kühlen Nacht im Zelt fuhr ich am nächsten morgen zum Deosai Nationalpark. Unterwegs musste ich bei einer Gruppe von ca. 15 pakistanischen Touristen anhalten, die mich regelrecht umringten und die Strasse blockierten, als sie mich kommen sahen. Alle waren völlig aufgeregt, redeten wild auf mich ein und machten Selfies. Habe ich schon erwähnt, dass die Leute hier „ein wenig anders“ sind?! Wenig später erreichte ich den Nationalpark. Leider wurde das Wetter nun zunehmend schlechter und bald begann es zu regnen. Ich hielt nur einige Male kurz an. Der Nationalpark befindet sich auf einer Höhe zwischen 4000 und 4100m Höhe, weshalb es keine Bäume oder sonstige Möglichkeiten zum Unterschlupf gibt. Der Regen machte mir auch wegen den Strassenverhältnissen ein wenig Sorgen, da ich befürchtete, der erdige Untergrund könnte sich in Schlamm verwandeln. Einige km weiter tat er das auch. Stellenweise hatte es links und recht in den Fahrspuren der Jeeps eine Art Regenrinne und die Mitte der Strasse war zu den Rinnen hin gewölbt. Zuerst versuchte ich in der Mitte zu fahren, aber der Untergrund war so rutschig, dass mein Motorrad in eine der Rinnen rein rutschte, was beinahe in einem Abflug endete. Also blieb mir nichts anderes übrig, als an diesen Stellen im Schritttempo in den „Regenrinnen“ zu fahren, mit den Füssen am Boden. Irgendwann erreichte ich die Stelle, die in vielen Reiseberichten zu sehen ist, wo der Weg über eine Hängebrücke einen Fluss überquert. Natürlich wollte ich auch unbedingt ein Foto schiessen mit meinem Motorrad in der Mitte der Hängebrücke. Leider wurde jedoch neben der Hängebrücke eine neue Brücke gebaut und die Holzplanken der Hängebrücke wurden von den einheimischen verfeuert, weshalb sie nun nicht mehr passierbar ist. An dieser Stelle war zudem ein Campingplatz und ich beschloss die Nacht dort zu verbringen, in der Hoffnung, dass sich das Wetter bessert und ich dann vielleicht den Nationalpark noch ein wenig besser erkunden kann. Die Hoffnung erwies sich als falsch, es regnete kontinuierlich weiter.

Während der Dämmerung, als ich ein kleines Nickerchen im meinem Zelt hielt, hörte ich plötzlich jemanden rufen „hey man“, „hey man“. Es war einer der Jungs vom Campingplatz und er meinte wohl mich. Ich öffnete das Zelt und er machte mir aufgeregt verständlich, dass ein Braunbär in der Nähe sei und ich mir das anschauen müsse! So schnell wie möglich zog ich mich an und wir rannten (Rennen auf 4100m, ein weiterer super Plan..) über die Brücke und konnten dort tatsächlich einen Bären in freier Natur beobachten (leider war es schon zu dunkel für Fotos)!

Am nächsten morgen erfuhr ich dann, dass der Bär wohl in der Nacht den Campingplatz besucht hatte und auf der Suche nach Nahrung das Zelt mit den Vorräten für die Küche aufgerissen hatte. Schliesslich hat einer der einheimischen Gäste die Misere bemerkt und den Bären mit Steinwürfen verscheucht..

Da es immer noch regnete, verliess ich den Nationalpark und fuhr nach Skardu. Die Leute vom Campingplatz haben mir versichert, dass die Strecke nach Skardu in einem besseren Zustand sei, als jene durch den Nationalpark. Ja genau! Durch den ständigen Regen standen nun Teile des Weges komplett unter Wasser. Darunter rutschige Steine. Und wieder Schlamm. Gegen den Mittag kam ich in Skardu an und quartierte mich im PTDC Hotel ein, um mir eine warme Dusche und etwas Entspannung zu gönnen.

Aug 29

Kashgar – Hunza (22.8 – 25.8)

Nach dem Sightseeing freuten Josef und ich uns darauf, endlich den Karakurum Highway (KKH) befahren zu können. Fast die ganze Strecke auf der chinesischen Seite, folgen wir unserem Guide, der mit einem Taxi vorfährt. So können wir die Landschaft geniessen und müssen uns um nichts kümmern. Für dieses kurze Strecke nehmen wir dafür die fehlende Freiheit in Kauf.

Aussert bei einer 80km langen Baustelle kurz ausserhalb von Kashgar, ist die Strasse sehr gut ausgebaut. Wir kommen gut voran. Ich war erstaunt, wie wenig LKWs unterwegs waren. Unser Guide gab dazu die Erklärung ab, dass diese während des Tages nicht durch Kashgar fahren dürfen und somit der ganze Warenverkehr in der Nacht stattfindet..

Schon früh kamen wir bei unserem ursprünglichem Tagesziel, dem „Karakul Lake“ (teilt sich den Namen mit demjenigen in Tajikistan) an. Auf dem Plan stand eigentlich eine Übernachtung in einer Jurte. Da der Platz am See für uns nicht sehr attraktiv erschien, sondern mehr wie eine Touristenfalle und da das Wetter auch nicht sonderlich gut war, beschlossen wir, bis nach Taxkorgan weiter zu fahren. Dort übernachteten wir, um am nächsten Morgen im selben Ort die Grenzformalitäten hinter uns bringen zu können. Auch hier ist die Situation sehr unübersichtlich. Ohne Guide hätten wir keine Chance gehabt. Wir haben während unseres Aufenthaltes keinen Chinesen getroffen, der Englisch spricht.

Nachdem wir die Grenzformalitäten hinter uns hatten, verabschiedeten wir uns von unserem Guide und fuhren die letzten ca. 120km bis zum Khunjerab Pass alleine.

Der Khunjerab Pass ist knapp 4700m hoch. Das tönt im ersten Augenblick spektakulär, ist es aber in der Realität nicht. Man fährt auf super Asphalt einige wenige weite Serpentinen hoch und schon ist man am Grenzportal zwischen China und Pakistan. Josef und ich hatten keine Probleme mit der Höhe. Nur die Bikes verloren spürbar an Leistung.

Auf der pakistanischen Seite fährt man dann links. Vielen Dank dafür, liebe Engländer!

Bald führte die Strasse durch das Hunza Tal. Die Landschaft wurde spektakulärer als auf der chinesischen Seite. Auch hier finden die Grenzformalitäten nicht an der eigentlichen Grenze statt, sondern im ca. 150km entfernten Sost. Die Strasse ist so gut, dass der Leistungsmangel der Motorräder richtig auffiel. Man hätte gerne die normale Leistung, um durch die kurvenreiche Strecke zu heizen.

Wir beschlossen, bis kurz vor Karimabad zu fahren und uns im empfohlenen „Eagle’s nest“ Hotel ein zu quartieren. Das Hotel befindet sich weit oberhalb des Tales und man hat eine super Aussicht.

Ich blieb noch einen Tag, um das Baltit Fort zu besuchen und meine weitere Reise zu planen. Ausser uns waren nur pakistanische Gäste in dem Hotel, welche mir wertvolle Tipps geben konnten.

Es kristallisierte sich heraus, dass die gemeinsame Zeit mit Josef hier enden würde. Er wollte nicht durch den Deosai Nationalpark fahren. Er traute sich die Fahrt mit seinem überladenen Motorrad wohl nicht zu.

Aug 28

Osh – Kashgar (17.8 – 21.8)

Nach einigen Tagen Entspannung und Bike- Pflege, ging es los Richtung China! Josef, mit dem ich den Guide für China teile, war ebenfalls in Osh. Da wir ja eh dieselbe Strecke vor uns hatten, beschlossen wir, bereits jetzt zusammen zu fahren.
Wir fuhren nach Sary- Tash und checkten dort bereits um die Mittagszeit in einem Homestay ein. Von einem anderen Motorradreisenden haben wir den Tipp bekommen, zum Basislager für die Besteigung des „Pik Lenin“ zu fahren, eine ca. 35km lange Schotterstrecke, einige km ausserhalb von Sary- Tash beginnend.
Das haben wir uns für den Nachmittag vorgenommen. Josef kehrte jedoch bereits nach ca. 10km um und ich fuhr alleine weiter.
Ich fuhr bis ca. 5km vor das Lager und kehrte dann auch um. Die Strecke wurde zu schlammig für mich und der „Pik Lenin“ war wolkenverhüllt.
Leider plagten mich schon seit der letzten Nacht in Osh „Käfer“. Dies wurde auch während des Tages nicht besser und ich verbrachte eine unruhige Nacht mit wenig Schlaf.
Ein freundlicher Gast des Homestays schenkte mir Medizin gegen den Durchfall, die gegen den Morgen tatsächlich wirkte.
Somit konnte ich die Strecke nach China immerhin ohne „Notstop“ in Angriff nehmen. Da ich jedoch ziemlich entkräftet war, lies ich Josef vorfahren und fuhr ihm im „Autopilot- Modus“ nach Richtung Grenze. Josef war wohl erstaunt, dass ich es überhaupt aufs Motorrad geschafft hatte.
An der chinesischen Grenze war erst einmal grosse Konfusion angesagt. Wir hatten keine Ahnung, was zu tun war und unser Guide war weit und breit nicht zu sehen.
Irgendwann erschien ein Guide für eine andere Gruppe, welcher uns ein wenig weiterhelfen und unseren Guide telefonisch erreichen konnte. Schliesslich wussten wir, wo wir auf den Guide warten mussten. Leider hatte der Guide so viel Verspätung, dass die chinesischen Grenzer um 14:00 die Tore dicht machten und in die Mittagspause verschwanden. Die Mittagspause muss eine wohlverdiente sein, dauert sie doch 2.5 Stunden.. Statt um 13:00 erschien der Guide dann um ca. 15:30. Vor Ende der Mittagspause war jedoch nichts zu machen und so warteten wir total über 3.5h im Niemandsland.
Nachdem wir diese erste Hürde gemeistert hatten, mussten wir noch unser gesamtes Gepäck abladen (inkl. Alukoffer) und durchleuchten lassen, ehe wir dann endlich Richtung Kashgar fahren konnten. Da sich die Strassen dorthin in einem super Zustand präsentieren, kamen wir trotz der Verspätung noch lange vor Sonnenuntergang an. Josef hatte für uns ein Hotel mitten in der Altstadt gebucht, dass laut booking.com einen gesicherten Parkplatz haben sollte. Unser Guide hatte uns aber schon versichert, dass dem nicht so ist. Letztendlich konnten wir unsere Motorräder dann im Flur im Erdgeschoss parken.
Die nächsten Tage verbrachten wir mit Sightseeing. Besonders der sonntägliche Tiermarkt ist sehr sehenswert. Die Art und Weise, wie mit den Tieren umgegangen wird und wie die Deals zwischen den Bauern zustande kommen, mutet doch sehr exotisch an.
Ganz im Gegensatz zu dem archaischen Tiermarkt sieht die Verkehrssituation aus. In der Stadt sind Motorräder mit Verbrennungsmotor nicht mehr erlaubt. Die Alternative dazu besteht aus Elektrorollern. Tausenden von Elektrorollern. Von Jung bis alt, arm bis reich, alle nutzen dieses emissionsfreie Verkehrsmittel. Es gibt sogar extra dafür vorgesehene Fahrspuren.

Aug 28

Murgab – Osh (12.8)

Heute sollte es von Murgab nach Osh gehen. Um 6:30 fuhren wir los, um möglichst früh in Osh zu sein. Silvia im 4×4 Taxi und ich mit dem Töff.

Die ersten km waren asphaltiert, aber mit vielen Schlaglöchern und Bodenwellen versehen. Da es in der Nacht geregnet hatte, waren die Schlaglöcher mit Wasser gefüllt und man konnte deren Beschaffenheit nicht erkennen. Ich musste also immer wieder stark Abbremsen oder Ausweichen, um nicht zu riskieren, zu schnell in ein zu tiefes Schlagloch zu fahren. Zudem wurde es im laufe der Strecke immer kälter! Beim Losfahren in Murgab war die Temperatur noch ca. 10°C, bald jedoch war es unter 5°C. Bei 3°C beschloss ich, am Strassenrand zu halten und meine Thermounterhosen und die dicken Motorradhandschuhe an zu ziehen!

Vor dem Ak-Baital Pass, mit 4655m der höchste Pass im Pamir, begann es schliesslich zu nieseln. Mit zunehmender Höhe, verwandelte sich der Regen in Schnee. Auch links und rechts der Strasse war alles verschneit. Die Temperatur lag jetzt bei ca. -2°C. Zum Glück blieb der Schnee nicht auf der Strasse liegen!

Vor der Passhöhe war die Strasse schlammig und schwierig zu fahren. Im Schlamm entdeckte ich etwas, das wie die Fahrspur eines Motorrades aussah. „Das kann doch nicht Sein“, denke ich mir. Wer ist dann sonst noch so bescheuert, so früh am Morgen bei diesen Witterungsbedingungen unterwegs zu sein?

Kurz nach der Passhöhe, sah ich tatsächlich einen Biker, ebenfalls mit einer F800 GS Adventure. Ca. 30 Sekunden nachdem ich ihn zum ersten mal erblickte, sah ich, wie sein Topcase während der Fahrt vom Motorrad fiel. Ich hupte, wir hielten beide an und ich brachte ihm sein Topcase zum Motorrad. Da der Verriegelungsmechanismus zu ausgeschlagen war, um das Topcase sicher zu halten, schenkte ich ihm einen meiner Rockstraps, die ich als Reserve dabei hatte, um das Topcase zusätzlich zu sichern. Es stellte sich bald heraus, dass der Typ Russe war, Aleksei hiess und kein Wort englisch sprach. Da es mit meinem russisch auch nicht so zum besten steht, gab es eine ziemlich massive Sprachbarriere :-). Trotzdem einigten wir uns darauf, gemeinsam weiter zu fahren. Schlussendlich fuhren wir den ganzen Tag gemeinsam und unserer Wege trennten sich erst kurz vor Osh. Meinen ersten Fahrtag ohne Silvia, verbrachte ich also gar nicht wirklich alleine.

Bei der Grenze zu Kirgisistan war Aleksei eine grosse Hilfe. Die Grenzer sprechen gut russisch, aber nicht so gut englisch und so konnte sich Aleksei den Prozess erfragen und ich folgte ihm einfach. Die Strasse durch das Niemandsland zwischen Tadjikistan und Kirgisistan besteht aus einer Erdpiste, die bei Regen wohl viel Zeit kostet mit dem Motorrad, aber zum Glück hat es hier nicht so stark geregnet wie bei Murgab. Nach der Kirgisischen Grenze gibt es eine gute Schotterstrasse Strasse Richtung Sary- Tash und danach eine Alphaltstrasse über zwei Pässe nach Osh.

In Osh angekommen, checkte ich im Guesthouse ein und wartete auf Silvia.

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