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Sep 09

Skardu – Lahore (29.8 – 2.9)

Skardu ist eine dreckige, unfreundliche Stadt. Auch empfehlen mir Leute immer wieder, die PTDC Hotels zu besuchen, aus „Sicherheitsgründen“. Dasjenige in Skardu kann ich jedoch niemandem empfehlen. Das Preis- /Leistungsverhältnis ist viel zu schlecht. Nachdem ich einen Tag dort verbracht habe, freute ich mich deshalb, weiter zu ziehen.

Mein Tagesziel war Naran, gelegen im gleichnamigen Tal und eine „Abkürzung“ gegenüber dem KKH. Insgesamt 360km Strecke.

Über die ersten 170km von Skardu zum KKH habe ich von „wir sind dort nicht durch gefahren, die Strasse ist zu gefährlich“ bis zu „Strassenzustand ist ok“ alles gehört. Das kann einem verwirren. Mich hat es dazu gebracht, mal ein bisschen früher auf zu stehen, sodass ich vor 8:00 schon unterwegs war und genügend Zeit hatte. Ich habe mir dann noch einen kleinen Abstecher zu dem „oberen Shangrila See“ erlaubt. Schön, aber nicht mit dem Rama See zu vergleichen..

Die Strasse zum KKH, immer dem Indus folgend, war nicht wirklich schlimm. Erdrutsche, welche überfahren werden mussten, Wasserdurchfahrten, keine Randsicherung, man gewöhnt sich daran..

An einer kleinen Steigung stand ein Kleinlaster und mehrere Männer versuchten erfolglos, das Gefährt rückwärts hangabwärts zu schieben. Offenbar, um es anzuschieben. Als sie mich kommen sahen, winkten sie mich heran. Ich sollte also mithelfen. Ich war scheinbar tatsächlich das Zünglein an der Waage, denn nun konnten wir den Dieselmotor über den ersten OT bringen und beim Zweiten sprang er an! Alle freuten sich und fuhren weiter.

Beim KKH angelangt, folgten 165km bester Asphalt mit nur wenigen Schottereinlagen. Unterwegs traf ich eine Gruppe Pakistanischer Biker. Die sind zu Hauff unterwegs und es ist immer wieder lustig, mit ihren zu sprechen. Der typische pakistanische Biker ist mit einem 125ccm Bike unterwegs und sehr „preisbewusst“ ausgestattet. Besagte Gruppe stammte aus Karachi und war am Kunherjab Pass. Nun waren Sie auf der Heimreise in den Süden. Ursprünglich waren sie 24 Personen, nun noch 3. Der Rest ist wegen technischem oder fahrerischen KO sprichwörtlich auf der Strecke geblieben. Wir witzelten darüber, dass das ja eine noch viel schlechtere Bilanz ist, als bei Silvia und mir :-).

Um 16:10 traf ich an der Abzweigung zum Babusar Pass ein. Dort war ein Checkpoint der Polizei und ein Schild, das besagt, dass der Pass ab 16:00 nicht mehr befahren werden darf. Die netten Polizisten schien das jedoch nicht zu kümmern und so konnte ich problemlos passieren. Die Anfahrt zum Babusar Pass ist eigentlich in gutem Zustand. Hie und da gibt es V-förmig angeordnete, quer über die Fahrbahn reichende Betonplatten, die als Wasserkanal für die Talwärts fliessenden Bäche dienen. Einen solchen Kanal sah ich zu spät und brauste mit ca. 70km/h hinein. Einer jener typischen Momente, wo man nur noch Passagier ist und hofft, dass alles gut kommt.. Ein Bauer am Strassenrand warf die Hände vor den Kopf. Ich war von Kopf bis Fuss nass, als ich, immer noch als Einheit mit meinem Motorrad, die Wasserdurchfahrt hinter mir hatte. Ich liess mir nichts anmerken, nickte dem Bauern kurz zu „so machen wir das bei uns!“ und fuhr weiter.

Nach dem Pass ging es auf landschaftlich schöner Strecke nach Naran. Plötzlich überholte mich ein Polizeiauto und hielt mich an. Reflex-mässig überlegte ich mir, welche in Europa geltende Verkehrsregeln ich während den letzten km verletzt habe. Es fielen mir einige ein. Dann fiel mir wieder ein, dass ich nicht in Europa bin und ich entspannte mich wieder. Es stellte sich dann heraus, dass die Jungs mich eskortieren wollten, weil das Gebiet hier nicht sicher sei. Was ihre Kiste hergab, rasten sie dann davon und ich hatte schon fast Mühe, ihnen zu folgen. Nach ca. 2km kurvenreicher Raserei durch unbesiedeltes Gebiet hielten sie dann wieder an, erklärten mir, dass es nun wieder sicher sei und kehrten um.. Wie geplant fuhr ich dann noch bis Naran und besuchte am folgenden Tag den Saif-ul_Maluk. Einen weiteren Bergsee, aber auch nicht so schön wie der Rama See und viel zu überlaufen mit Touristen.

Danach war meine Zeit in den Bergen leider schon zu Ende und ich machte mich auf den Weg nach Islamabad. Nachdem ich das Naran Tal verlassen hatte und mich wieder auf dem KKH befand, stiegen die Temperatur und das Verkehrsaufkommen kontinuierlich an. Beides erreichte seinen Zenit in einem Kaff namens Abottabad. Die ganze Stadt schien sich auf der Hauptstrasse zu befinden. Dies führte zu einem ca. 10km langen Stau. Dicht an Dicht wurstelten sich LKWs, Busse, PKWs, Motorrikschas, Motorräder und Eselskarren durch die Stadt. Ungeachtet jeglicher Regeln wurde jeder cm ausgenutzt! Ich war stolz darauf, etwa gleich schnell wie die anderen Motorradfahrer vorwärts zu kommen. Ich besass mehr Leistung, sie kompensierten das Leistungsdefizit mit mehr Wahnsinn. In Islamabad selbst, war die Verkehrssituation dann sehr entspannt. Ich blieb nur eine Nacht in Islamabad, da sich schnell heraus stellte, dass es hier nicht wirklich viel zu sehen gibt. Leider antwortete Farhan, den ich in Rama kennen gelernt hatte und der hier wohnte, nicht auf meine Meldungen, womit ein Besuch bei ihm auch ausfiel.

Die folgende Etappe nach Lahore fand auf der N5 statt, einer Art Schnellstrasse. Es gäbe auch eine Autobahn, die von Motorrädern aber nicht benutzt werden darf. Da die N5 meist zwei reguläre Spuren pro Richtung aufweist, kommt man gut voran. In Lahore checkte ich dann in das im Vorfeld gebuchte Hotel ein.

1 Kommentar

  1. Esther Genstch

    Lieber Thomi
    Wir sind jedesmal von Neuem begeistert von Deinen wunderbaren Erlebnissen, Berichte und Fotos. Auch bewundern wir Dich, wie Du Deine Reise weiter ohne Silvia bewältigst. Es ist sicher nicht immer einfach.
    Wir und der Therapeut hegen und pflegen Silvia, dass sie so bald als möglich wieder zu Dir zurückkehren kann und ihr die Reise zusammen fortführen könnt.
    Alles, alles Liebe und Gute
    Mami und Vätsch

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